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„Ich versichere Ihnen, dass dies nicht lange dauern wird“, sagte der zyprische Präsident Nikos Anastasiades zu den geplanten Einschränkungen des Kapitalverkehrs.

© AFP

Verwirrung in Nikosia: Zyprische Banken machen nun doch erst am Donnerstag auf

Zypern steht vor einem langen Leidensweg. Anastasiades kündigte am Montag Einschränkungen im Kapitalverkehr an. Nach Ansicht von Schäuble hat sich die Lage für das Land nicht verbessert.

Die zyprische Zentralbank wird eine Reihe von Einschränkungen des Kapitalverkehrs verhängen, um das Bankensystem der Inselrepublik zu schützen. Das kündigte der zyprische Präsident Nikos Anastasiades am Montagabend in einer Fernsehansprache an. „Ich versichere Ihnen, dass dies nicht lange dauern wird“, sagte er. Die Maßnahmen sollten stufenweise wieder „abgeschwächt“ werden. Details nannte Anastasiades nicht.

Das in Brüssel getroffene Abkommen sei zwar „schmerzhaft“, aber notwendig. Er wolle sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn es in Brüssel keine Einigung gegeben hätte. „Wir kommen verletzt, aber auf den eigenen Füßen stehend heraus aus diesem Treffen“, sagte Anastasiades weiter. Er kündigte an, die Verantwortlichen für die Krise zur Rechenschaft ziehen zu wollen.

Unterdessen herrschte Verwirrung in Nikosia: Die zyprischen Banken werden ohne Ausnahme erst am Donnerstag wieder öffnen. Dies gab am späten Montagabend der zyprische Finanzminister Michalis Sarris bekannt. Zuvor waren Dienstag und Mittwoch als Termine im Umlauf.

Nachdem die Fastpleite Zyperns in einer dramatischen Nachtsitzung von Sonntag auf Montag in Brüssel gerade noch verhindert wurde, realisieren die Inselbewohner nun, dass sie wohl noch einen langen Leidensweg vor sich haben. Allein durch die geplante Schließung des zweitgrößten Geldinstituts des Landes, der Laiki-Bank, könnten rund 8000 Arbeitsplätze verloren gehen.

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zog nach dem Verhandlungskrimi eine nüchterne Bilanz: „Wir haben sicherlich Zeit verloren, und die Lage hat sich in Zypern nicht verbessert.“ Ein drohender Staatsbankrott oder gar ein Austritt aus der Euro-Zone konnten zwar verhindert werden. Doch auf Zypern kommen schwere Zeiten zu.

Im letzten Moment hatten sich die zyprische Regierung und die Euro-Finanzminister auf ein Rettungspaket für das Land verständigt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte angekündigt, die zyprischen Banken nur noch bis Montag mit Notkrediten zu versorgen, wenn kein Rettungspaket zustande kommen sollte – das hätte die Pleite der Banken und den Staatsbankrott bedeutet. Zypern bekommt nun Hilfen von bis zu zehn Milliarden Euro zugesprochen, muss aber dafür seinen Bankensektor stark zusammenstreichen und die zweitgrößte Bank des Landes abwickeln. Für Zypern ist das äußerst schmerzhaft: Denn der Finanzsektor macht rund 45 Prozent der Wirtschaftskraft des Landes aus und beschäftigt tausende Menschen.

Zyperns Präsident Nikos Anastasiades sagte am Montagabend in einer Fernsehansprache, das in Brüssel getroffene Abkommen sei zwar „schmerzhaft“, aber notwendig. „Wir kommen verletzt, aber auf den eigenen Füßen stehend heraus aus diesem Treffen“, sagte Anastasiades weiter.

Die Abwicklung der Laiki-Bank wurde bereits am Montag eingeleitet. Die Laiki-Bank und die Bank of Cyprus öffnen nach Angaben der zyprischen Nachrichtenagentur CNA erst am Donnerstag wieder. Die anderen Banken sollen am Mittwoch ihre Schalter aufmachen. Zuletzt kamen die Zyprer nur in Mini-Raten an ihr Geld: Höchstens 100 Euro pro Kunde und Tag gaben die Geldautomaten heraus. Viele zyprische Geschäftsleute brachte die Geldknappheit und die Bankenschließung in wachsende Schwierigkeiten. In vielen Läden leerten sich die Regale, weil es keinen Nachschub gab.

Entgegen den anfänglichen Plänen sollen Bankguthaben von bis zu 100 000 Euro, die unter die EU-Einlagensicherung fallen, nicht angetastet werden. Die Abwicklung der Laiki-Bank und die Zwangsabgabe auf hohe Einlagen bei der Bank of Cyprus trifft aber keineswegs nur russische Oligarchen, die Schwarzgeld in Zypern gebunkert haben. Unter jenen, die jetzt bluten müssen, sind viele zyprische Geschäftsleute, die ihr Geld bei den beiden großen Banken angelegt hatten.

Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew reagierte mit Empörung. „Meiner Meinung nach geht der Diebstahl von dem, was bereits gestohlen wurde, weiter.“ Unterdessen ließ Präsident Wladimir Putin seinen Sprecher verkünden, Russland wolle nun doch über bessere Bedingungen für seinen 2,5-Milliarden- Euro-Kredit an Zypern mit sich reden lassen. Vor wenigen Tagen war das Mittelmeerland mit einem solchen Gesuch in Moskau noch abgeblitzt. (mit dpa)

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