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Politik: Verwirrung um eine Festnahme

Hat Pakistan einen britischen Al-Qaida-Führer gefasst? Präsident Musharraf verurteilt Terroranschläge

New Delhi - Die Verwirrung um die angebliche Festnahme eines der Hintermänner der Londoner Terroranschläge vom 7. Juli hält an. Die „Times“ berichtete unter Berufung auf pakistanische Geheimdienstquellen, der „britische Al-Qaida- Führer“ Haroon Rashid Aswat sei in Pakistan gefasst worden. Er habe die Anschlagsziele ausgesucht und die Vorbereitungen geleitet. Dagegen erwähnte Pakistans Präsident Pervez Musharraf in einer Rede an die Nation davon nichts. Pakistans Regierung hatte in den vergangenen Tagen mehr als 300 mutmaßliche muslimische Extremisten festnehmen lassen. Sie hatte allerdings dementiert, dass der Al-Qaida-Verdächtige darunter ist. Musharraf sagte nichts dazu. In seiner Ansprache, die in Fernsehen und Radio übertragen wurde, bat er die Bevölkerung um Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus und Extremismus. Radikale islamische Gruppierungen hatten für Freitag zu landesweiten Protesten gegen die Razzien aufgerufen.

Musharraf verurteilte die Bombenanschläge vom 7. Juli aufs Schärfste. „Ich glaube nicht, dass man die Täter Menschen nennen kann“, sagte er. Extremisten brächten die großartige Religion des Islam in Verruf und säten Hass und Chaos in der Welt. Er appellierte an die Bürger, bei anstehenden Wahlen nicht für radikale Gruppen zu stimmen.

Laut „Times“ soll Aswat in Pakistan festgenommen worden sein. Er sei zwei Wochen vor den Terroranschlägen vom 7.Juli in Großbritannien eingetroffen, um sich mit den Selbstmordattentätern zu treffen. Wenige Stunden vor der Tat habe er das Land wieder verlassen, aber noch mit den vier Selbstmordattentätern telefoniert. Die Handy-Anrufe hätten die Ermittler auf seine Spur geführt.

Es wird vermutet, dass der 30-jährige Aswat, der in Großbritannien geboren ist, bereits seit zehn Jahren Kontakt zu islamischen Extremisten hat und in einem afghanischen Terrorlager ausgebildet wurde. Dort habe er auch Osama bin Laden kennen gelernt. Die pakistanische Polizei soll Aswat in Sargodha 145 Kilometer südlich von Islamabad festgenommen haben. Auch drei der vier Londoner Attentäter, alle Briten pakistanischer Herkunft, hatten das südasiatische Land im vergangenen Jahr für mehrere Monate besucht. Dies bestärkt Kritiker, die Pakistan weiter für eine Brutstätte des religiösen Terrors halten.

In Telefonaten hatten der britische Premier Tony Blair und US-Außenministerin Condoleezza Rice Musharraf zum härteren Durchgreifen aufgefordert. Dies könnte in Pakistan allerdings zu Gegenschlägen extremer Gruppen führen, die bereits jetzt gegen Musharrafs US-freundliche Politik hetzen.

Christine Möllhoff

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