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Politik: Veteranen gesucht

Oleg Safronow hat seit Jahren einen Herzenswunsch, den er bisher nur nach ein paar Glas Wodka laut auszusprechen wagte: Wieder mal hinfahren und sehen, was sich dort so getan hat. Dort - das ist Afghanistan, wo Oleg in den Achtzigern als Sowjetsoldat mithelfen sollte, den halbfeudalen Wüstenstaat auf den sozialistischen Entwicklungsweg zu bomben.

Oleg Safronow hat seit Jahren einen Herzenswunsch, den er bisher nur nach ein paar Glas Wodka laut auszusprechen wagte: Wieder mal hinfahren und sehen, was sich dort so getan hat. Dort - das ist Afghanistan, wo Oleg in den Achtzigern als Sowjetsoldat mithelfen sollte, den halbfeudalen Wüstenstaat auf den sozialistischen Entwicklungsweg zu bomben. Bald schon könnte der Wunsch in Erfüllung gehen. Verbände der Afghanistan-Veteranen bekamen jüngst über Internet Post von der US-Botschaft in Moskau. Diese versucht zurzeit offensiv, russische Freiwillige für die gegenwärtige Anti-Terror-Operation anzuwerben. Der russische Privatsender NTW zeigte die entsprechenden E-Mails am Donnerstagabend. Gesucht werden unter anderem Piloten, Fluglotsen und Richtkanoniere, mit deren Hilfe Washington aus der bisher eher enttäuschenden afghanischen Nordallianz eine schlagkräftige Truppe machen will.

Vor allem aber werden ehemalige Angehörige von Spezialeinheiten gesucht, die reale Erfahrungen bei der Vernichtung von Terroristen, im Nahkampf und bei Himmelfahrtskommandos tief im feindlichen Hinterland vorweisen können. Ihnen winkt ein Monatssold von bis zu 5000 Dollar - für russische Offiziere eine astronomische Summe. Dazu kommt eine hohe Lebensversicherung.

Die Sache hat nur einen Haken: Zum einen hat Moskau bisher jede eigene militärische Beteiligung an der Afghanistan-Operation ausgeschlossen. Zum anderen - und das wiegt weit schwerer - verbietet Artikel 153 des neuen Strafgesetzbuches russischen Bürgern ausdrücklich, sich bei fremden Mächten als Söldner zu verdingen. Zuwiderhandlungen werden mit Haftstrafen zwischen vier und acht Jahren geahndet. Einer der Gründe: Die Kämpfer verfügen über Spezialwissen, das in Tschetschenien bis heute angewendet wird und weder in die Hände der in Afghanistan kämpfenden Tschetschenen noch in die des einstigen Gegners aus den Zeiten des Kalten Krieges gelangen soll. In der Offerte der US-Botschaft heißt es deshalb, alle Freiwilligen bekämen ein mehrmonatiges Touristenvisum für unverdächtige Drittländer ausgestellt, über die die Weiterreise nach Afghanistan erfolgen werde.

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