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Video nach Anschlag in Afghanistan: Attentäter ruft posthum zu weiteren Anschlägen auf

Zehn Tagen nach dem schweren Anschlag auf CIA-Agenten in Afghanistan ist ein Video des Selbstmordattentäters aufgetaucht. Darin begründet er seine Tat mit Rache.

Der arabische TV-Sender Al-Dschasira strahlte am Samstag ein Video-Testament des Attentäters Humam Khalil Abu-Mulal al Balawi aus. Darin schwor der 36-jährige Arzt, den Tod des pakistanischen Extremistenführers Baitullah Mehsud zu rächen. Der Jordanier hatte sich am 30. Dezember auf einer amerikanischen Geheimdienstbasis in der Provinz Khost in die Luft gesprengt und dabei acht Menschen mit in den Tod gerissen, darunter sieben Agenten des US-Geheimdienstes CIA.

Baitullah Mehsud, oberster Anführer der Taliban in Pakistan, war im August vergangenen Jahres bei einem amerikanischen Raketenangriff in Süd-Waziristan im Grenzgebiet zu Afghanistan getötet worden. "Wir werden (für seinen Tod) Rache üben - in Amerika und außerhalb Amerikas", sagte der Attentäter Al Balawi nach einer Übersetzung des Videos vom TV-Sender CNN. Der 36-Jährige soll ein vom jordanischen Geheimdienst angeheuerter Doppelagent gewesen sein, der Informationen über führende Al-Qaida-Terroristen liefern sollte.

Wie der britische Sender BBC berichtete, erklärte der Vater des Attentäters, Chalil al Balawi, in Jordanien, der Mann in dem Video sei definitiv sein Sohn. Er machte die "amerikanische Unterdrückung der Muslime in der Welt" für die Tat seines Kindes verantwortlich. Die Ehefrau des Attentäters sagte CNN, sie sei stolz auf ihren Mann. Der Jordanier hat von 1995 an in Istanbul Medizin studiert. Im Jahr 2002 war die Familie nach Jordanien umgezogen. Die Frau war im Oktober vergangenen Jahres zurück in die Türkei gekommen.

Bombe bei Kontrolle gezündet

Wie die Washington Post am Samstag auf ihrer Internetseite berichtete, kam der Attentäter knapp einem Sicherheits-Check zuvor. Demnach sollte Khalil Abu-Mulal al Balawi gerade am Eingang der amerikanischen Geheimdienstbasis in der Provinz Khost abgetastet werden. Ein Sicherheitsbeamter habe ihn deswegen aufgefordert, seine Hand aus der Hosentasche zu nehmen. Stattdessen habe der Jordanier die Bombe gezündet.

Das auf die Auswertung islamistischer Websites spezialisierte IntelCenter in Washington berichtete, es sehe so aus, als sei der Mann auf dem Video neben Al Balawi der neue Taliban-Chef in Pakistan, Hakimullah Mehsud. Der Selbstmordattentäter erklärt in dem Film, es sei allen Gotteskriegern, die unter Baitullah Mehsud Zuflucht gefunden hätten, eine Verpflichtung, dessen Tod in und außerhalb der USA zu rächen.

Wenige Wochen nach Mehsuds Tod hatten zehntausende pakistanische Soldaten eine Bodenoffensive in dem unwegsamen Stammesgebiet im Nordwesten des Landes begonnen, das als Hochburg der radikal-islamischen Taliban und mit ihnen verbündeten Al-Qaida-Kämpfern gilt. Wegen der Offensive überziehen die Extremisten seit Monaten nicht nur das pakistanische Militär, sondern auch die Zivilbevölkerung mit einer wachsenden Woge von Terror und Gewalt. Dabei sind in den vergangenen Wochen mehr als 600 Menschen ums Leben gekommen. Aus dem pakistanischen Grenzgebiet heraus verüben die Aufständischen auch Angriffe auf die internationalen Truppen in Afghanistan.

Das IntelCenter erklärte, das neue Video sei vom pakistanischen Ableger der Taliban veröffentlicht worden. Es schüre die wachsende Sorge, dass regionale Zweige von al-Qaida ihre Angriffe über ihr bisheriges Aktionsfeld hinaus ausdehnen und nun auch Ziele in den USA angreifen wollten. Das Zentrum wies in diesem Zusammenhang auf den knapp verhinderten Anschlag auf ein amerikanisches Flugzeug kurz vor der Landung in Detroit hin.

Quelle: ZEIT ONLINE

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