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Politik: Viel Haus

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Herbst ist, Blätter fallen und Nieselregen. Wir nehmen den Rilke aus dem Regal, blasen den Staub fort und lesen: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Herbst ist, Blätter fallen und Nieselregen. Wir nehmen den Rilke aus dem Regal, blasen den Staub fort und lesen: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.“ Nee, das ist zu melancholisch, und mit der Eigenheimzulage wird es ja auch bald knapp. Schnell zu einem andern Band gegriffen. Aber es ist wie verhext. Wir lesen dies: „Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit kommt darauf zu sprechen, dass einige Bundesminister durch die Bundestagsverwaltung aus ihren Zimmern im Bundeshaus herausgesetzt worden seien.“ Die auch kein Haus mehr? Genau: „Abgesehen von der Unerfreulichkeit der Durchführung hätten diese Minister, darunter er selbst, jetzt keinen Aufenthaltsraum im Bundeshaus. Das ihm angebotene bisherige Sekretärinnenzimmer sei nach seiner baulichen Beschaffenheit für ihn ungeeignet. Auf die Frage des Bundeskanzlers berichtet der Staatssekretär, der Bundestag sei wiederholt an die Bundesregierung herangetreten und habe die Freigabe mehrerer Zimmer für die Vizepräsidenten des Bundestages und ihre Sekretärinnen erbeten. Nach längeren Verhandlungen habe das Bundeskanzleramt dem Bundestag mitgeteilt, wenn gewisse bauliche Veränderungen getroffen würden, könne man über die Abgabe einiger Zimmer reden. Dieses Schreiben habe die Bundestagsverwaltung benutzt, um vollendete Tatsachen zu schaffen. Der Bundeskanzler erklärt, man könne die von zwei Vizepräsidenten mit ihren Sekretärinnen bezogenen Zimmer nicht mit Gewalt aufbrechen.“ Hat er ja Recht, der – Moment, wie hieß er? Genau: Konrad Adenauer. Kabinettsprotokoll vom 9. Januar 1957. Deshalb also haben seine Nachfolger so viel Haus gebaut für sich?

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