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Politik: Viel ist nicht genug

Indonesien und Sri Lanka hoffen auf langfristige Unterstützung nach dem Tsunami

Berlin - Die internationale Hilfe war gut, aber es braucht noch mehr – so die vorläufige Bilanz der zwei Staaten, die der Tsunami im vergangenen Dezember in Südasien am schlimmsten getroffen hat. In Sri Lanka ist fast der gesamte Küstenstreifen der Insel betroffen, mehr als 20000 Menschen sind gestorben. In Indonesien zerstörte das Wasser einen Landstrich von rund 600 Kilometern Länge, vermutlich 150000 Menschen haben die Katastrophe nicht überlebt.

Neun Monate nach dem Unglück sind auf Einladung des Bundesentwicklungsministeriums unter anderem Mano Tittawella, Chef der Einsatzgruppe für den Wiederaufbau in Sri Lanka (Tafren), sowie Heru Prasetyo, Direktor der Wiederaufbauagentur für die indonesische Provinz Aceh, nach Berlin gekommen, um über die Folgen der Katastrophe zu berichten und vom Wiederaufbau. Tittawella beklagt nicht nur, dass Hilfsgelder zu langsam flössen. Er wirft einigen Nichtregierungsorganisationen (NGO) vor, direkt nach der Katastrophe mit großen Versprechungen gekommen zu sein, sich jetzt aber zurückzuziehen. Namen nennt er keine.

Tatsächlich waren in Sri Lanka kurz nach dem Tsunami allein 30 neue deutsche NGOs gemeldet. Ohne genaue Kenntnis der politischen Lage und anderer Gegebenheiten muss aber oft erst den Helfern geholfen werden. „Der Wille reicht nicht, es braucht auch die Fähigkeit“, sagt Frank Jörres vom Roten Kreuz. Seine Organisation hat als eine Konsequenz aus der Katastrophe gezogen, neue Partnerschaften einzugehen, zum Beispiel mit dem Technischen Hilfswerk oder auch mit der Welthungerhilfe. Die Hilfsorganisationen treibt vor allem eines um: Der Wiederaufbau braucht Zeit, drei bis fünf Jahre, und das muss den vielen Deutschen vermittelt werden, die rund 600 Millionen Euro für die Opfer gespendet haben und sich jetzt fragen, was eigentlich mit ihrem Geld passiert, wenn in Aceh bisher erst 6000 Häuser gebaut worden sind, und noch 300000 Menschen in Zeltlagern leben.

Zwar gibt es auch innenpolitische Gründe dafür, aber es muss eben geplant und abgestimmt werden. Denn wenn die eine NGO Häuser mit 36 Quadratmetern Grundfläche bauen will, die andere mit 70 Quadratmetern, „dann bringt das den Krieg in ein Dorf“, sagt Prasetyo. Er bittet um langfristige Unterstützung. Der Indonesier sowie sein Kollege aus Sri Lanka sehen nicht nur den Wiederaufbau an sich, sondern die Chance, die Situation ihres Landes insgesamt zu verbessern, wirtschaftlich und sozial.

Prasetyo dankt dabei besonders den Deutschen, die durch ihre Hilfe nicht nur an Acehs West- sondern auch der Ostküste „den Friedensprozess mit stützen“. In Indonesien hat der Tsunami dazu geführt, dass Rebellen und Regierung nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs einen Friedensvertrag geschlossen haben. In Sri Lanka dagegen ist der Friedensprozess zwischen Regierung und Tamilen nach der Ermordung des Außenministers vor wenigen Wochen zum Erliegen gekommen. Indirekt ist das ein Grund, warum manche Gelder nicht so fließen, wie die Regierung das wünscht. Denn das oberste Gericht hat vorübergehend die „Post Tsunami Operations Management Structure“ gestoppt. Diese regelt die Verteilung internationaler Hilfe zwischen Colombo und der nordtamilischen Rebellengruppe LTTE, die aber zurückgehalten wird, bis das Abkommen in Kraft tritt. Hilfe aus Berlin betrifft das in relativ geringem Ausmaß. Nach Angaben des Entwicklungsministeriums geht es um etwa zwei Millionen Euro. Der Löwenanteil der in diesem Jahr zwischen 38 und 40 Millionen Euro liegenden deutschen Hilfe fließt demnach direkt an Regierung oder Tamilen.

Hier ist der Tafren-Chef auch selbstkritisch. Er hoffe, dass dieses Problem bald gelöst werde, sagt er: Denn „ohne das Abkommen wird es uns nicht möglich sein, von dieser einzigartigen Möglichkeit, die wir im Moment habe, zu profitieren“.

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