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Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Selbstironisch sein wie Genscher, sich in Trump irren und Taboulé essen

Hans-Dietrich Genscher ist tot. Was ist sein Vermächtnis?

Der Hallenser war der gewiefteste Politiker der Bundesrepublik – schlauer als Kanzler und andere Außenminister. Er hat um der Macht willen eine ganze Bundesregierung (H. Schmidt) gestürzt und länger gedient als jeder Minister. Der Meister der indirekten politischen Kriegsführung beschrieb seine Strategie so: "Wenn ich ein Ziel nicht direkt erreichen kann, muss ich das Umfeld so verändern, dass das Ziel erreichbar wird." WmdW schätzte vor allem seine  Selbstironie, zum Beispiel "All den freundlichen Rednern, die ein so glänzendes Bild von mir gezeichnet haben, bin ich sehr verbunden. Denn sie haben genau das Bild entworfen, das ich schon lange selbst von mir habe."

Die CDU macht den Flüchtlingen Druck, sich zu integrieren. Was kann, was sollte man von Zuwanderern verlangen?

Das liegt auf der Hand. Deutsch und einen Beruf lernen oder nationale Abschlüsse bestätigen lassen (was die Behörden zügiger tun sollten), ihre Kinder ermuntern, die Ausbildung zu beenden, die Verfassung ehren und die besten Gebräuche der Germanen annehmen Auf dem Bürgersteig zu parken, eine klassische deutsche Sitte, gehört nicht dazu. Deutschsein heißt nicht, Schweinefleisch zu verzehren oder auf Taboulé zu verzichten. Ganz schlicht: Wer die Kulturtechniken der Eingeborenen beherrscht, wird florieren. Die Integration kommt so von ganz allein.

Obama hat die Großen der Welt zum nuklearen Sicherheitsgipfel geladen. Ein Gewinn für den Frieden?

Es war nicht einmal gute PR, weil die Herren Russen, die zweitälteste Atommacht, die Party boykottiert haben. Moskau sah den Gipfel als Verschwörung einer "kleinen Staatengruppe" gegen die UN und deren Atomenergie-Behörde. Das sei gar nicht "demokratisch". Übersetzt: Putin lässt sich von Obama nicht die Show stehlen. Macht aber nichts. Wenn die Nuklearstaaten ein Interesse teilen, dann an der schärfsten Kontrolle von Atomwaffen und -material. Seit den kältesten Tagen des Kalten Krieges.

Ein Wort zu Amerika…

WmdW kann es nicht lassen, sich bei Trump abermals zu irren. Also prophezeit er, der Immobilien-Magnat werde die nächste Vorwahl (Wisconsin) gegen seinen Rivalen Cruz verlieren wird. Die schlechtere Nachricht: Dann geht’s an die Ostküste – Trump Country. In New York wird er wohl alle 99 Delegierten gewinnen. Doch heute kriegt Trump von WmdW den Ersten Preis in "kreativer Wahrheitsfindung". Letzte Woche wurde einer seiner Gorillas wegen Körperverletzung angezeigt; das Opfer war eine Reporterin. Trump: "Sie hatte einen Stift in der Hand, was der Sicherheitsdienst nicht schätzt, weil die Beamten nicht wissen, ob es nicht eine kleine Bombe ist." Sehr cool.

Josef Joffe ist Herausgeber der Zeit und lehrt zurzeit in Stanford. Fragen: clk

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