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Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Langsam erwachsen werden, den Schleppern das Handwerk legen, Apples Preise senken und in Wolfsburg eigene Regeln aufstellen.

Ursula von der Leyen gründet eine Cyber-Armee. Wer sind die Gegner?

Alle. Vorweg die Terror-Internationale, dann die Top-Cyberisten Russland, China und Iran, die sich rührend um Deutschland kümmern. Dann die Freunde: die NSA, der GCHQ (UK) und der DGSE (F), die recht aktiv in Deutschland sind. Deshalb muss man wissen, was die hier so tun, auch um sie abwehren zu können. Zweitens braucht Berlin eine schlagkräftige Cybertruppe, um Informationen als Tauschwährung zu sammeln. Denn: Wer nix geben kann, kriegt auch nix. Die wichtigste Frage aber lautet: Warum hat es so lange gedauert, um erwachsen zu werden?

Die Balkanroute für Flüchtlinge ist zu – wer schließt die Libyenroute?

Der Unterschied zum Balkan ist brutal. Auf dem Landweg liegen funktionierende Staaten, angefangen mit der Türkei, die den Strom zurückstauen. (Legen wir ein gutes Wort für Ankara ein, das 2,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen hat; die meisten sind im Arbeitsmarkt und nicht in Lagern.) Libyen ist ein gescheiterter Staat, in dem jeder gegen jeden kämpft; mit wem genau soll Europa dort kooperieren? Das taktische Problem sind die Schlepper, die bis zu 2000 Dollar an einer Passage verdienen. Denen das Handwerk zu legen, wäre die vordringliche Aufgabe. Aber grauslich ist das humanitäre Problem: Wie den Flüchtlingen Sicherheit in Libyen verschaffen, das sich gerade selber zerlegt? Wo der IS 180 km Küste kontrolliert.

iPhone in der Krise: Worauf hofft das Silicon Valley?

Na ja, Apple-Aktien waren in den vergangenen zwölf Wochen mal 132 Dollar wert, jetzt liegen sie im 90er-Bereich. Aber der Nettogewinn im vergangenen Quartal waren zehn Milliarden; der Börsenwert ist mehr als eine halbe Billion. Dennoch: Zehn Millionen weniger iPhones waren es in diesem Quartal. Drei mögliche Gründe. Die Leute halten sich zurück, weil sie auf das iPhone 7 warten. Oder: Der Markt ist gesättigt. Oder: Diese Dinger sind trotz Kultstatus einfach zu teuer, zumal die asiatische Konkurrenz immer stärker wird. WmdW ist Apple-Sklave und hofft deshalb, dass Apple endlich die Preise senkt. Vielleicht sinken auch die Mieten im Valley, wenn weniger Milliarden fließen

Ein letztes Wort zu VW in Amerika …

Die Recherche der „New York Times“ illustriert einen Klassiker: die Arroganz der Macht. Immer wieder hat VW die Warnsignale – Anfragen der Regulierer – vernachlässigt. Warum? Die „Times“: „Winterkorn und Kollegen waren die Fügsamkeit der Behörden in Deutschland gewöhnt, wo VW zu den größten Arbeitgebern gehört.“ Härter: Wolfsburg ist ein eigenes Universum, wo der Konzern die Regeln macht. Aus dem VW-Glaspalast dort sieht die ganze Welt wie Wolfsburg aus. In Amerika läuft der Spruch: „VW ist der Lance Armstrong der Autoindustrie.“

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“ und lehrt zur Zeit an der Stanford University. Die Fragen stellte Moritz Schuller.

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