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US-Präsident Donald Trump will das Atomwaffenarsenal der USA ausbauen.

© Evan Vucci/AP/dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Atomwaffen bauen, die Eurokrise weggähnen, Bannon den Oscar verleihen.

Donald Trump will sein Atomwaffenarsenal ausbauen. Ist das denn zeitgemäß?

Der Mann redet und handelt wie Obama. Gerade hat er wie einst Obama einer nuklearfreien Welt das Wort geredet. Der nette Herr Obama hat sich freilich auch 70 Milliarden Dollar für die Modernisierung des US-Arsenals bewilligen lassen. Einen gewissen therapeutischen Wert hat auch ein Blick in die Geschichte. In den 1960ern gab es 64 000 Atomwaffen, heute sind es knapp 15 000. Problematisch ist Putin, der mit dem Bau eines neuen Marschflugkörpers den Vertrag über die Mittelstrecken-Abrüstung in Europa (Pershing und so) bricht. Frauke Petry / Sahra Wagenknecht sollten das beim nächsten Besuch in Moskau ansprechen. Es geht um die europäische Sicherheit.

China ist jetzt Deutschlands wichtigster Handelspartner. Wozu sich eigentlich noch um die USA scheren?

Die neuen Zahlen, eine Momentaufnahme, beziehen sich auf die Exporte von Waren und Gütern, nicht auf die „Unsichtbaren“, also Dienstleistungen. Hier ist Amerika weltweit die Nr.1, während China unter den Top 7 nicht auftaucht. Es geht es um den Handel mit „geistigem Eigentum“, also Film, TV, Lizenzen, Patentgebühren, um EDV, Finanzleistungen, Flugverkehr, Touristik. Hier kaufen die Deutschen doppelt so viel in den USA ein wie umgekehrt. Amerika ist weniger Werkbank als Thinktank. Außerdem: Was würden wir ohne iPhone und Netflix machen? Und die Amis ohne Daimler & Co.?

Griechen, IWF, Eurokrise – echtes Drama oder Langeweile in der Dauerschleife?

Es tendiert seit Jahren zum Letzteren. Die Griechen haben so gut wie nichts verwirklicht, was sie an Reformen versprochen haben, um ihre Wettbewerbsfähigkeit herzustellen. Platons Erben haben kapiert, dass EU und IWF das Land um jeden Preis retten werden, statt es aus dem Euro zu komplimentieren. Es kommen Schuldenschnitte und weitere Stützaktionen. In diesem Fall ist der Schwache besonders stark, weil er weiß, das er nicht fallen gelassen wird.

Ein Wort zu Stephen Bannon...

Der „Chief Strategist“ im Weißen Haus ist wie eine wöchentliche Oscar-Verleihung: immer für Unterhaltung und Aufregung gut, ein Kind unserer postfaktischen Zeit. Eine solche Figur hat WmdW im US-Machtzentrum noch nie erlebt, tröstet sich – muss es tun – damit, dass Bannon gegen die aufrechten vier nicht bestehen wird: Vize Pence, Außenminister Tillerson, Pentagonchef Mattis und Sicherheitsberater McMaster. WmdW kennt M und M als erstklassige Köpfe mit gutem Urteil. Alle vier schätzen es nicht, dass ein Amateur die nationale Sicherheitspolitik an sich reißt.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.
Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

© promo

Die Fragen stellte Arianne Bemmer

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