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Israels Premier Benjamin Netanjahu (l.) und sein Rivale Benny Gantz lieferten sich bei den Parlamentswahlen in Israel ein Kopf-an-Kopf-Renen.

© REUTERS

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Was wird aus Netanjahu? Ist Saudi-Arabien noch ein Partner? Ruinieren Aladin-Schminksets Karrieren? Antworten auf die Fragen des Tages.

Benjamin Netanjahu sieht einem Ende als Israels Regierungschef entgegen. Aber wird das wirklich Konsequenzen haben?

Die Mühlen israelischer Regierungsbildung mahlen weder schnell noch überraschungsfrei. Sicher ist nur, dass Bibi N. nicht die rechts-religiöse Regierung formen kann, die er will. Nun träumt er von einer großen Koalition mit Benny Gantzs „Blau-Weiß“ (mitte-links), die er selber führen will. Was heißt „Pustekuchen“ auf hebräisch? Vielleicht gibt’s Rotation, erst mit zwei Jahren Bibi, die ihm die Staatsanwälte vom Halse halten kann. Gantz sagt abermals „Pustekuchen“. Der Königsmacher könnte Avigdor Liebermann sein, der außenpolitisch rechtsnational ist, aber innenpolitisch liberal-säkulär. Jetzt warten wir erst einmal ab, wen der Präsident als ersten mit der Regierungsbildung betraut.

Die Drohnenangriffe auf saudische Ölanlagen provozierten die USA. Sollten die sich von dem fragwürdigen Partner trennen – Stichwörter Khashoggi, Jemen und Ölschwemme?

Das brave D trennt sich auch nicht von üblen Zeitgenossen in Riad, Moskau und Peking; Realpolitik sorgt für flexible Sitten. Die Überraschung: Sowohl Trump als auch Bin-Salman reagieren höchst verhalten. Trump will keinen Krieg führen, Riad kann es nicht. Beide haben jetzt viermal den Schwanz eingezogen Also wird Teheran ungeniert weiter provozieren. Das Pentagon möchte bloß mehr Jets und Anti-Raketen im Golf stationieren. Sieger nach Punkten ist Iran, was nichts Gutes für die Region verheißt.

Kanadas Premier Justin Trudeau ringt mit Faschingskostümen von vor über 20 Jahren. Sollten Aladin-Schminksets Karrieren ruinieren können?

Und dann bei einem so korrekten Menschen wie Justin T., der sich winselnd entschuldigt hat? Wie weit soll der moralische Maßstab von heute zurückreichen? Das Nazi-Menschheitsverbrechen gilt ewig, ist aber hier der falsche. Justin T. ist kein Heinrich Himmler, nicht einmal ein Richard Nixon, der 1972 den Einbruch in das Watergate Hotel autorisiert hatte. Meuchelt Trudeau in fairen Wahlen, nicht weil er mit 29 einen Turban getragen hat. Moralismus ist nicht gleich moralisch, sondern eine politische Waffe. Machtinteressen in Moral zu kleiden, wie es Kanadas Oppositionschef tut, ist Pharisäertum.

Ein letztes Wort zu „Fridays for future“?

Doch nicht das letzte! Demos zu organisieren, ist einfacher als den CO2-Anstieg zurückzudrehen. Seit der Energiewende ist der Ausstoß in D konstant geblieben, obwohl der Elektrizitätspreis wegen der Hochsubventionierung für Erneuerbare hochgeschossen ist. Deutsche und Dänen zahlen den höchsten in Europa, was nicht so gut für die Ärmeren ist. Zielkonflikte überall. Die lassen sich nur ersticken, wenn das Klima Friday-mäßig alle anderen Werte schlägt.

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