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Politik: Vier Herrscher, kein Frieden

Ausgebeutet und zerstritten: Der reiche Kongo verarmt

„Alles Plünderer!“ Die Zeitung „Le Potentiel“ in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa setzte die Stimmung in eine griffige Schlagzeile um. Die Empörung über den UN- Bericht über die illegale Ausbeutung der Demokratischen Republik Kongo ist groß. Durch den UN-Report steht auch die Regierung des smarten, erst 30 Jahre alten Präsidenten Joseph Kabila am Pranger. Zwei seiner Minister sind als „Plünderer“ entlarvt worden, und jetzt wird vielen klar, dass Kabila das Land nicht vorangebracht hat. Die Demokratische Republik Kongo ist so zersplittert wie nie zuvor – ungezählte Friedensgipfel änderten daran nichts.

„Wir haben Hunger, unsere Kinder gehen nicht zur Schule, weil wir die Gebühren nicht zahlen können – aber unsere Minister stopfen sich die Taschen mit Millionen Dollar voll!“ Mit diesen Worten zitierte ein AFP-Reporter eine Frau in Kinshasa. Kinshasa war einmal die Metropole des Reichtums – immer noch tragen viele Kongolesinnen den Schmuck der Mobutu- Zeit, doch sie laufen kilometerweit zu Fuß, weil kein Bus fährt. Beamte und Polizisten warten monatelang auf ihre Gehälter.

Kinshasa geht es schlecht, doch dem Rest des Landes geht es noch schlechter. Zwar herrscht im Prinzip seit eineinhalb Jahren Waffenstillstand, doch immer noch ist der drittgrößte Staat Afrikas in mindestens vier Einflusszonen zersplittert: das Gebiet der Regierung von Kabila im Westen, die Zone des Rebellenführers Alphonse Onusumba von der RCD- Goma im Osten, die RCD-Dissidenten Mbusa Nyamisi und Roger Lumbala im Nordosten sowie die Machtzone von Rebellenanführer Jean-Pierre Bemba im Nordwesten. Im April hatte er sich mit Kabila auf eine Teilung der Macht geeinigt. Bemba sollte Premier werden, tatsächlich ist er nie in Kinshasa gesehen worden.

Auch der Abzug der ruandischen Armee hat die Lage wenig verbessert. Im Osten rückten die Maji-Maji-Milizen aus den Wäldern vor, und die RCD-Rebellen hatten Mühe, sie aus Städten wie Uvira wieder zu vertreiben. Trotz allem sind für den „innerkongolesischen Dialog“ – Gespräche zwischen Regierung, Opposition und Rebellen – vom 25. bis 27. Oktober neue Termine in Pretoria angesetzt.

Die Regierung in Kinshasa soll von Präsidialminister Katumba Mwanke vertreten werden, doch den früheren Angestellten der südafrikanischen Bergbaufirma Batemann’s haben die UN-Berichterstatter gerade als ein Mitglied eines Netzwerks entlarvt, das illegal die Rohstoffe des Landes ausbeutet.

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