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Politik: Vietnam: Versuch einer Versöhnung

Ein schwieriger Versöhnungsprozess soll neue Impulse erhalten: Als erster US-Präsident seit dem Ende des Vietnamkrieges vor 25 Jahren wird Bill Clinton zu einem Besuch in Vietnam erwartet. Im Anschluss an das Gipfeltreffen des Forums für Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche Zusammenarbeit (APEC) in Brunei kommt Clinton für drei Tage nach Vietnam, um neben Hanoi auch Ho-Tschi-Minh-Stadt, das ehemalige Saigon, zu besuchen.

Ein schwieriger Versöhnungsprozess soll neue Impulse erhalten: Als erster US-Präsident seit dem Ende des Vietnamkrieges vor 25 Jahren wird Bill Clinton zu einem Besuch in Vietnam erwartet. Im Anschluss an das Gipfeltreffen des Forums für Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche Zusammenarbeit (APEC) in Brunei kommt Clinton für drei Tage nach Vietnam, um neben Hanoi auch Ho-Tschi-Minh-Stadt, das ehemalige Saigon, zu besuchen. Clinton hatte sich 1969 als Student im englischen Oxford der Einberufung zum Kriegsdienst in Vietnam entzogen, was ihm Veteranen und Soldaten-Witwen in den USA bis heute übel nehmen. Im Vietnamkrieg von 1959 bis 1975, dem einzigen von den USA verlorenen kriegerischen Konflikt, starben 58 000 US-Soldaten. Vietnam beklagt drei Millionen Kriegsopfer, unter ihnen zwei Millionen Zivilisten.

Mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Niederlage des von den USA gestützten Südvietnam und der Wiedervereinigung des seitdem kommunistisch regierten Landes will die US-Regierung durch verstärkte Handelsbeziehungen zum Wandel von Wirtschaft und Politik in Vietnam beitragen. Im Juli hatten Washington und Hanoi ein Abkommen zur Liberalisierung ihrer Handelsbeziehungen unterzeichnet. Der Vertrag krönt die seit Ende der 70er Jahre laufenden Bemühungen, beide Länder über Wirtschaftskonktakte miteinander zu versöhnen. Erst 1991 konnte eine erste offizielle US-Handelsdelegation nach Hanoi reisen, und drei weitere Jahre dauerte es, bis die USA ihr Handelsembargo gegen Vietnam aufhoben. Vor fünf Jahren nahmen die einstigen Kriegsgegner offizielle diplomatische Kontakte zueinander auf, und seit 1996 gibt es eine US-Botschaft in Hanoi. Der Missionschef Pete Peterson ist selbst ein Veteran des Vietnamkriegs, der sechs Jahre in vietnamesischer Kriegsgefangenschaft verbracht hatte. Sein Engagement für die Versöhnung wird auch von der Führung in Hanoi anerkannt.

Clintons Nationaler Sicherheitsberater Sandy Berger vergleicht die Lage im kommunistischen Vietnam mit der in der Volksrepublik China. Das Hauptdilemma sei die Frage, ob Hanoi an seiner "zentralisierten Kommandowirtschaft" festhalten und sich von der übrigen Welt abschotten wolle, oder ob es bereit sei, sich zu öffnen und einen Kurs marktwirtschaftlicher Reformen zu verfolgen. Dass Clinton sich während seines Besuchs mit Dissidenten treffen wird, ist nicht vorgesehen. Es wird jedoch erwartet, dass er sich in seinen Gesprächen mit der vietnamesischen Führung für Meinungs- und Religionsfreiheit und die Achtung der Menschenrechte einsetzen wird.

Während seines Besuchs wird Clinton von einem Tross von amerikanischen Geschäftsleuten begleitet. In Ho-Tschi-Minh-Stadt sind Begegnungen mit der dortigen Unternehmerschaft vorgesehen, die als Motor einer marktwirtschaftlichen Orientierung und Vorreiter des Bestrebens gelten, Vietnam den Weg zur Mitgliedschaft in die Welthandelsorganisation (WTO) zu ebnen.

Solche Ziele verfolgt auch der marktwirtschaftlich orientierte Flügel der allein herrschenden Kommunistischen Partei Vietnams. Über welchen Einfluss der Reformflügel in Hanoi wirklich verfügt, darüber wird voraussichtlich erst der für kommenden April vorgesehene Parteitag Aufschluss geben.

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