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Politik: Volkspartei im Wohlgefühl

Die Aussicht auf Macht bringt Auftrieb – aber auch Richtungsstreit

Berlin - Die CDU wird sechzig, an diesem Donnerstag feiert die Partei ihre Gründung im Jahr 1945 – als Deutschland in Trümmern lag. Der Geburtstag fällt in eine Zeit, da die Union sich anschickt, wieder Regierungspartei im Bund zu werden. Die Umfragen deuten jedenfalls darauf hin. Im Bundesrat hat sie schon die Mehrheit, in zehn Bundesländern stellt die CDU den Ministerpräsidenten. In einer solch starken Machtposition war die Partei seit dem Verlust der Regierung im Jahr 1998 nicht mehr – dank Spendenaffäre und Führungskämpfen. Das ist angesichts der Machtperspektive nun vergessen.

Doch der anstehende Wahlkampf verschärft die Debatte über das Profil: Ist die CDU zu liberal geworden, neoliberal gar? Ist sie zu wirtschaftsfreundlich? Hat das Soziale bei ihr nicht mehr den früheren Stellenwert? Wie europäisch ist die Partei noch, wie europäisch soll sie sein? Angela Merkel steht vor der nicht ganz einfachen Aufgabe, die divergierenden Flügel der Partei zusammenzuhalten.

Allen Richtungsdebatten zum Trotz sieht Merkel die Zukunft der CDU in der Volkspartei: Sie müsse die Interessen aller Bevölkerungsschichten repräsentieren. „Trotz aller Unterschiede gibt es gemeinsame Ziele in einer Gesellschaft. Das einigende Band einer Volkspartei ist notwendig, damit sich der gemeinsame Wille auch artikulieren kann“, sagte die CDU- Chefin der Deutschen Presse-Agentur. Das Soziale soll dabei nicht vergessen werden: „Die große Mehrheit in der Bevölkerung will auch, dass die Stärkeren den Schwächeren helfen.“ Diese Ziele könnten nur Volksparteien verwirklichen. Als größte Leistung der CDU bezeichnete Merkel die Durchsetzung der sozialen Marktwirtschaft und der Westbindung der Bundesrepublik sowie „das Hinführen“ des Landes zur Wiedervereinigung und die europäische Einigung.

Von Juni bis August 1945 gründete sich die CDU in den Ländern der Besatzungszonen. In ihr fanden sich Politiker zusammen, die in der Weimarer Republik getrennt geblieben waren und damit die Demokratie schwächten. Nun arrangierten sich katholische Zentrumspolitiker mit nationalkonservativen Protestanten, Sozialpolitiker und Wirtschaftsliberale suchten den Ausgleich unter dem Dach der Union. Das C im Namen, die Besinnung auf christliche Werte, hatte vor allem mit der Erfahrung aus der Nazizeit zu tun, als diese Werte nichts galten. Mitte Dezember 1945 einigten sich die westlichen Landesverbände auf den Namen CDU; im Osten war die CDUD, die spätere Blockpartei, schon im Juni gegründet worden. An diesem Donnerstag wird der Geburtstag gefeiert: Im Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm versammelt sich – trotz Wahlkampftönen auf allen Seiten – politische Prominenz aller Parteien.

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