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Politik: Vom Fach

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es ist ganz gut, dass wir unsere Spitzenpolitiker in halbwegs regelmäßigen Abständen auswechseln. Die werden sonst verrückt.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es ist ganz gut, dass wir unsere Spitzenpolitiker in halbwegs regelmäßigen Abständen auswechseln. Die werden sonst verrückt. Nicht im ganz streng pathologischen Sinne, das nicht. Aber das Wort „Fachidiot“ weist ja schon mal grob in Richtung Klapsmühle. Die Rede ist nicht vom normalen Bundestagsabgeordneten. Der normale Abgeordnete kommt in den Bundestag, wird kurz auf Neigung und Eignung abgeklopft und, wenn er nicht im Zivilleben Spezialkenntnisse über Bestattungsrituale auf Feuerland erworben hat (Ausschuss für Sport und Tourismus!), mehr zufällig auf Ausschüsse und Arbeitsgruppen verteilt. Mancher erwirbt sich im Lauf der Jahre dort ein großes Wissen. Solches Wissen behindert die Karriere. Zum Minister werden meist nicht Fachleute ernannt, sondern Generalisten, deren einziges Spezialgebiet der Polit-Nahkampf ist.

Aber der Abgeordnete nimmt durch Spezialisierung wenigstens keinen sonstigen Schaden. Anders der Minister. Die Persönlichkeitsveränderung beginnt mit Amtsantritt. Wenn einer, beispielsweise, Bundesverkehrsminister wird, wird seine Wahrnehmung systematisch eingeschränkt. Er sieht nur noch Straße, Schiene, Lkw. Bürgermeister zeigen ihm die neue Umgehungsstraße. Bürgerinitiativen präsentieren geranienberankte Verkehrsberuhigungspoller. Er muss mit dem Mehdorn sprechen. Und auf der Funkausstellung, wessen Stände besucht Manfred Stolpe? Von B wie Blaupunkt bis P wie Pioneer – die der Autoradio-Hersteller. Dabei interessiert er sich vielleicht viel mehr für Handys. Aber nix ist. Nicht zuständig! Der Mehdorn wartet auch schon wieder. Ja, und dann kriegt man eben irgendwann den Tunnelblick.

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