zum Hauptinhalt

Politik: Vom kalten Frieden zur Eiszeit Was die Lage in Ägypten für Israel bedeutet

Tel Aviv – Wird der kalte israelisch-ägyptische Frieden Opfer des Machtwechsels am Nil? Nach fast panikartigen Reaktionen der Politiker glauben nun israelische Experten, dass auch die meisten Oppositionsgruppen in Ägypten den Vertrag in irgendeiner Form einhalten werden, ja selbst die Muslimbruderschaft sich pragmatisch verhalten könnte.

Tel Aviv – Wird der kalte israelisch-ägyptische Frieden Opfer des Machtwechsels am Nil? Nach fast panikartigen Reaktionen der Politiker glauben nun israelische Experten, dass auch die meisten Oppositionsgruppen in Ägypten den Vertrag in irgendeiner Form einhalten werden, ja selbst die Muslimbruderschaft sich pragmatisch verhalten könnte.

Sobald Israels Generäle irgendwo das Wort „Krise“ hören, verlangen sie reflexartig Milliarden. Am Dienstag bewilligte ihnen der zuständige Knessetausschuss zusätzliche 700 Millionen Shekel (rund 140 Millionen Euro), ohne dass auch nur ein Abgeordneter wusste, wofür diese Summe gebraucht wird. Das sei „geheim“, hieß es. Geht es nach dem Willen der Militärs, dann stellt diese Summe nur „Peanuts“ dar im Vergleich zu dem, was sie für den Wiederaufbau der seit über drei Jahrzehnten ruhigen Südfront gegenüber Ägypten zu brauchen glauben.

Der sich abzeichnende Machtwechsel in Kairo könnte dramatische Auswirkungen auf Israel haben. Doch wohl nicht so, wie es das Sicherheitsestablishment der Regierung und der Bevölkerung beizubringen versucht. Noch weiß niemand, ob die Muslimbruderschaft in Ägypten an die Macht kommt oder an ihr beteiligt wird. Von der Antwort auf diese Frage hängt das Verhältnis Kairos zu Teheran ab. Mubarak war der große Gegenspieler des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad im arabischen Raum, treuer Alliierter der USA auch im Kampf gegen die atomare Aufrüstung des Iran. Dies wird im Westen meist übersehen, von Israel aber hochgeschätzt. Doch auch wenn Kairo aus der Anti-Iran-Allianz ausbrechen sollte, ändert sich zunächst nichts an der Bedrohung Israels.

Anders nimmt sich die Sachlage in Bezug auf den von der proiranischen Hamas beherrschten Gazastreifen aus. Wenn Ägypten diesen palästinensischen Küstenstreifen nicht mehr boykottiert, müssten die Islamisten ihren Rüstungsnachschub nicht mehr durch die Tunnels vollziehen und könnten größere, gefährlichere Waffen, insbesondere vom Iran gelieferte Raketen, gegen Israel in Stellung bringen. Die Israelis werden allerdings schon in Kürze bestens auf diesen Fall vorbereitet sein mittels eines neuen Abwehrschirmes. Gegen eine politische Klimaveränderung aber sind sie machtlos.

Niemand in Politik und Medien zweifelt daran, dass der bisherige kalte Frieden mit Ägypten in Zukunft noch viel kälter, bis hin zur Eiszeit, ausfallen wird. Doch wie erste Vor- und Querdenker feststellen: Das neue Ägypten kann es sich schlichtweg nicht leisten, den Friedensvertrag zu kündigen – und erst recht nicht Israel militärisch anzugreifen. Dazu ist der Nil-Staat allzu sehr von den USA und insbesondere deren Rüstungshilfe abhängig. Charles A. Landsmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false