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Politik: Vom Krieg in die Wüste

In Jordanien entsteht ein riesiges Lager für Flüchtlinge aus Syrien. Der THW-Einsatzleiter Mack berichtet über die Arbeit vor Ort.

Berlin - Die Zuflucht liegt mitten in der Wüste. In Jordanien entsteht derzeit unweit der Grenze zu Syrien ein riesiges Flüchtlingslager. Insgesamt könnten 140 000 Menschen einmal im Lager Zaatari Platz finden, das vor einer Woche eröffnet wurde. „Bisher sind etwa 5000 Flüchtlinge hier“, berichtet Stephan Mack, Einsatzleiter beim Technischen Hilfswerk (THW), am Telefon aus Zaatari. Allein in der Nacht von Samstag zu Sonntag kamen zwischen 1200 und 1400 Syrer an. „Sie sind natürlich sehr erschöpft durch die Strapazen.“ Geflohen vor Kämpfen und Bomben in ihrer Heimat, werden sie an der syrisch-jordanischen Grenze von UN-Personal empfangen und in das nur rund zehn Kilometer entfernte Lager Zaatari gebracht.

Nach Angaben von Unicef ist die Zahl der Familien, die aus Syrien nach Jordanien fliehen, in den vergangenen Wochen dramatisch gestiegen. Mehr als die Hälfte aller aus ihrer Heimat vertriebenen Syrer seien Kinder und Jugendliche, erklärte die UN-Organisation. Deswegen warnte Unicef bereits im Juli, dass durch die Massenflucht von syrischen Familien nach Jordanien eine „humanitäre Krise“ entstehen könnte.

Die Bedingungen, die die Flüchtlinge in Zaatari vorfinden, machen das Leben im Lager schwer. Denn dort gibt es keine Bäume, die Schatten spenden, keine Büsche, die zumindest einen Teil des Wüstensandes aufhalten. „Durch den Wind ist ständig Sand in der Luft“, sagt Mack. „Das macht vor allem den Kindern zu schaffen, die den Sand einatmen.“ Auch die Hitze sei eine „extreme Belastung“: Tagsüber steigen die Temperaturen auf über 40 Grad, nachts dagegen kühlt die Luft auf 15 Grad ab.

„Es dauert, bis sich die Flüchtlinge hier einleben können“, sagt der THW-Einsatzleiter Mack. „Das ist ein sehr langer Prozess.“ Nach der Ankunft im Lager werden sie registriert und medizinisch untersucht. Untergebracht sind sie in großen Zelten. Um die Wasserversorgung muss sich jeder Flüchtling selbst kümmern. Noch gibt es im Lager nur eine Notversorgung – 15 Wasserspeicher, die jeweils mit 10 000 Litern Trinkwasser gefüllt sind. Von dort müssen die Flüchtlinge das Wasser mit Eimern holen.

Das THW ist nun dabei, eine dauerhafte Wasserversorgung aufzubauen und Gebäude für Toiletten und Duschen zu errichten. Logistisch sei es leichter, ein großes Lager zu versorgen als mehrere kleine, erklärt Mack. Zehn deutsche THW-Mitarbeiter arbeiten derzeit im Auftrag des UN-Kinderhilfswerks Unicef im Lager. Das Auswärtige Amt finanziert mit 400 000 Euro einen Teil des Einsatzes.

Die Helfer aus Deutschland, neun Männer und eine Frau, wohnen nicht selbst im Lager, sondern in der jordanischen Hauptstadt Amman, die mit dem Auto etwa 45 Minuten entfernt ist. Am frühen Morgen fahren sie ins Lager, arbeiten dort den ganzen Tag zusammen mit jordanischen Helfern und kehren erst spätabends nach Amman zurück. Nach der Arbeit geht es aber nicht nur darum, den Wüstenstaub loszuwerden. Jeden Abend setzt sich das deutsche Team noch einmal zusammen, um über die Eindrücke des Tages zu sprechen. „Die Situation belastet jeden Einzelnen“, sagt Mack.

Der Einsatzleiter selbst hat mit dem THW bereits in Haiti, Äthiopien und Uganda gearbeitet. Er hat es sich allerdings abgewöhnt, die Einsätze miteinander zu vergleichen. Das bringt nichts, glaubt er. In Jordanien haben sich die deutschen Helfer, von denen die meisten seit gut zwei Wochen vor Ort sind, auf einen längeren Einsatz eingestellt. Drei Monate bleiben sie auf jeden Fall, und wohl auch bis zum Ende des Jahres.

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