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Politik: Von Bundesanleihen bis Schatzanweisungen - Wie und wo der Bund Schulden macht

Steuern und Abgaben sind nur eine Finanzierungsquelle für den Haushalt des Bundes. Darüber hinaus macht der Bundesfinanzminister nichts anderes als jeder andere auch: Er nimmt Kredite auf und deckt damit seinen jeweiligen Finanzbedarf.

Von Antje Sirleschtov

Steuern und Abgaben sind nur eine Finanzierungsquelle für den Haushalt des Bundes. Darüber hinaus macht der Bundesfinanzminister nichts anderes als jeder andere auch: Er nimmt Kredite auf und deckt damit seinen jeweiligen Finanzbedarf. Öffentlichen Haushalten stehen allerdings Kreditformen zur Verfügung, die Privatpersonen oder Unternehmer nicht nutzen können.

Bundesanleihen: Anleihen, so genannte Effekten, sind das umfangreichste Finanzierungsinstrument des Bundes an den Kapitalmärkten. Der Bund begibt seine Anleihen für zehn oder 30 Jahre. Sie sind fest verzinslich und ihr Ausgabepreis wird durch Tender ermittelt. Tender sind so etwas wie eine Auktion, an der nur eine bestimmte Gruppe Bieter teilnehmen dürfen. Bei Bundestendern sind das die in der Bietergruppe Bundesemmissionen zusammen gefassten Banken. Nach dem Tenderverfahren werden Anleihen an der Börse gehandelt und sind so für Jedermann zugänglich.

Bundesobligationen: Auch der Preis dieser Form des Kredits wird über Tender ermittelt. Da die Laufzeit der Obligationen nur fünf Jahre beträgt, bezeichnet man sie auch als kurzfristiges Finanzierungsinstrument. Obligationen kann man bei jeder Bank kaufen und sie auch an der Börse handeln. Rund 123 Milliarden Euro betrug die Summe der begebenen Bundesobligationen im Februar.

Bundesschatzbriefe: Schatzbriefe des Bundes kauft man bei jeder Bank, wenn man mindestens 100 Mark investieren kann. Es gibt sie in zwei Formen. Die so genannten A-Briefe haben eine Laufzeit von sechs Jahren und sichern dem Käufer Zinszahlungen von 3,5 im ersten bis 6,5 Prozent im sechsten Jahr. B-Briefe laufen sieben Jahre. Ihr Zins (wie A-Briefe, 6,5 Prozent im siebten Jahr) wird erst am Ende der Laufzeit ausgezahlt, natürlich auch der Zinseszins.

Finanzschätze: Bei einem Mindesteinsatz von 1000 Mark kann man diese ein- oder zweijährig laufenden Briefe kaufen. Ausgezahlt wird beim Kauf der Nominalwert abzüglich der aktuellen Zinsen. Ende Februar vergab der Bund rund 50 Milliarden Euro.

Schatzanweisungen: Der Bund begibt zwei unterschiedliche Arten dieser Anleihe-Form. Zum einen sind dies verzinsliche Schatzanweisungen. Diese so genannten Kassenobligationen laufen über einen Zeitraum von zwei Jahren und werden im Tenderverfahren bewertet. Unverzinsliche Anweisungen, so genannte BU-Bills, laufen nur über sechs Monate. Bei einem Mindesteinsatz von einer Million Euro wird bei der Begebung der Nennwert abzüglich des Diskontsatzes ausgezahlt. Der Bund zahlt später den gesamten Nennwert zurück. Über diese üblichen Finanzierungsinstrumente hinaus nutzt der Bund auch normale Finanzierungsformen. So stand der Bundesfinanzminister im Februar mit fast 70 Milliarden Euro bei Banken und Kreditinstituten in der Kreide. Zu den Schulden gehören auch rund 46 Milliarden Euro Altschulden. Zum größten Teil ergeben sich diese Schulden aus der Währungsunion 1990 und der Wiedervereinigung. Darunter sind Verbindlichkeiten der Volksarmee NVA genau so wie Finanzierungsdifferenzen, die aus dem unterschiedlichen Wert von Aktiva und Passiva "des Unternehmens DDR" entstanden sind.

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