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Bunte Farben, klare Worte: FDP-Chef Christian Lindner (rechts) und sein Vize Wolfgang Kubicki wollen die Liberalen mit dem Dreikönigstreffen wieder auf die Erfolgsspur führen.

© dpa

Vor dem Dreikönigstreffen: Die FDP kleidet sich jetzt in Magenta

Christian Lindner gibt den Liberalen einen neuen Anstrich. Derweil äußert sich FDP-Vize Wolfgang Kubicki zugleich verständnisvoll und kritisch gegenüber Pegida - und fordert ein Burka-Verbot.

Was haben Fuchsien, gern gesehene Balkonpflanzen, und die FDP gemeinsam? Bisher nichts. Doch am Dienstag, wenn Parteichef Christian Lindner den neuen Look der Liberalen beim Dreikönigstreffen in der Stuttgarter Staatsoper enthüllt, wird sich das ändern.

Unterstützt von Werbeprofis hat Lindner in den Farbkasten gegriffen, rot und blau gemischt. Heraus kommt Magenta. Ein Farbton, den viele Deutsche - bis auf Fuchsien-Liebhaber - erst so richtig kennen, seit die Telekom nach ihrer Privatisierung vor zwei Jahrzehnten die Republik mit purpurfarbener Magenta-Werbung überzieht.

Die FDP war immer gelb-blau. Weil die Leute die Liberalen aber als kaltherzig empfanden und nicht mehr in den Bundestag wählten, sollen sie jetzt zumindest optisch wärmer werden. Dem dient die kleine Schönheitsoperation. Ein bisschen Botox hier und da, schon schaut die ungeliebte Tante FDP die Wähler wieder freundlicher an, lautet das Kalkül der Lindner-Berater.

Wie die neue Farb-Combo aussehen könnte, ist auf den Internetseiten der Hamburger FDP zu sehen. Blauer Hintergrund, gelbe Botschaften, eingebettet in Magenta. Zwischenzeitlichen Umtrieben, auch gleich den Parteinamen zu ändern, widerstand Lindner („Nur über meine Leiche“).

Freiheitsliebe als Gegenentwurf zu Pegida und AfD

Natürlich weiß der 35-Jährige, dass es mit einem kleinen Facelift für die FDP nicht getan ist. Doch die Liberalen müssen außerhalb des Bundestages verzweifelt um jede Zeile in den Zeitungen und jede Sendeminute im Fernsehen kämpfen. So wird Lindner am Dienstag an Dreikönig (Motto: „Chancen ermöglichen“) in seiner gut einstündigen Rede versuchen, den Eindruck zu verwischen, dass es 15 Monate nach der Wahl so scheint, als ob den Deutschen der Untergang der FDP ziemlich egal ist.

Dabei müssten die Liberalen wieder angesagt sein. Die Konjunktur schwächelt, die große Koalition gibt das Geld mit vollen Händen aus, und im Bundestag macht die Opposition aus Linken und Grünen keinen Stich gegen Schwarz-Rot. Lindner will nun davon profitieren, indem er auf wirtschaftliche Vernunft, Bildung und einen freiheitsliebenden Liberalismus als Gegenentwurf zu Pegida, AfD & Co. setzt.

Kubicki will gegen "Parallelgesellschaften" vorgehen

Bunte Farben, klare Worte: FDP-Chef Christian Lindner (rechts) und sein Vize Wolfgang Kubicki wollen die Liberalen mit dem Dreikönigstreffen wieder auf die Erfolgsspur führen.
Bunte Farben, klare Worte: FDP-Chef Christian Lindner (rechts) und sein Vize Wolfgang Kubicki wollen die Liberalen mit dem Dreikönigstreffen wieder auf die Erfolgsspur führen.

© dpa

Das schließt harte innenpolitische Töne offenbar nicht aus. Erst am Montag hat Lindners Vize Wolfgang Kubicki mehr Engagement im Kampf gegen religiöse Extremisten gefordert. „Unser Problem ist nicht der Islam, sondern unser Problem sind Menschen, die ihre kriminellen Taten mit religiösen Argumenten zu rechtfertigen suchen“, sagte er dem Radiosender Bayern 2. In diesem Zusammenhang kritisierte er den Stellenabbau bei Polizei und Verfassungsschutz in den Ländern.

Der „Pegida“-Bewegung warf Kubicki vor, keine Lösungen anzubieten. Allerdings könne man den Ängsten der Sympathisanten auch nicht dadurch begegnen, „dass man erklärt, die Menschen dürften diese Ängste nicht haben“, sagte der schleswig-holsteinische Spitzenliberale. Es könne nicht sein, „dass in Deutschland Parallelgesellschaften entstehen und das als kulturelle Vielfalt erklärt wird“. Hier gelte es „Recht durchzusetzen“, mahnte er an.

Bereits am Sonntag hatte sich Kubicki für ein Burka-Verbot ausgesprochen und Verständnis für die „Pegida“-Anhänger geäußert. Er wolle „nicht akzeptieren, dass ich in Deutschland Menschen begegne, deren Gesicht ich nicht erkennen kann“.

Zwei bis drei Prozent: In den Umfragen tut sich nichts

Poppige Farben, klare Worte: In den Umfragen tut sich trotzdem nichts. Die FDP dümpelt bei zwei bis drei Prozent herum. So klingt es nach reinem Wunschdenken, wenn die Hamburger FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding glaubt, dass sie Mitte Februar sieben Prozent holt und mit der SPD in einer sozialliberalen Koalition landet. An der Elbe dürfte die FDP vielleicht entscheidende Stimmen an die abgespaltene, sozialliberale Neugründung Neue Liberale verlieren.

Bei der folgenden Wahl im Mai in Bremen sieht es kaum besser aus. Nach zwei weiteren Pleiten dürfte die Partei, die aktuell nur noch in sechs Landtagen ist, dann für lange Zeit in der medialen Finsternis versinken. Schicksalswahl für die FDP wird nicht Hamburg, sondern im Frühjahr 2016 die Abstimmung im liberalen Stammland Baden-Württemberg sein. Bis dahin haben die Wähler im „Ländle“ immerhin noch viel Zeit, sich für Gelb, Blau und Magenta zu erwärmen. (dpa, epd)

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