zum Hauptinhalt

Politik: Vor der Landtagswahl in Sachsen am 19. September - die SPD läuft Gefahr, nur noch dritte Kraft im Land zu sein, und rettet sich in Galgenhumor

In die "Sachsen-Kampa", die Wahlkampfzentrale der sächsischen SPD im Dresdner Stadtzentrum, hat schwarzer Humor Einzug gehalten. "Wir werden garantiert keine 15 Prozentpunkte verlieren", hieß es mit Blick auf das Wahlergebnis aus dem benachbarten Brandenburg.

In die "Sachsen-Kampa", die Wahlkampfzentrale der sächsischen SPD im Dresdner Stadtzentrum, hat schwarzer Humor Einzug gehalten. "Wir werden garantiert keine 15 Prozentpunkte verlieren", hieß es mit Blick auf das Wahlergebnis aus dem benachbarten Brandenburg. Landesgeschäftsführer Lutz Kätzel kann trotzdem nur gequält lächeln. Bei rund 15 Prozent, die den sächsischen Sozialdemokraten jüngeren Umfragen zufolge bei der Landtagswahl am 19. September noch zugestanden werden, scheint ein derartiger Verlust tatsächlich wenig wahrscheinlich. Landesvorsitzender und Spitzenkandidat Karl-Heinz Kunckel sprach angesichts der Wahlergebnisse in Brandenburg und im Saarland am Montag von einem "schmerzlichen" Ergebnis und machte die Bundespartei veranwortlich. Dabei hält er die Politik der Bundesregierung "dem Grunde nach für richtig", er werde deshalb "einen Teufel tun", sie so zu kritisieren wie Reinhard Klimmt. Kunckel ärgert vielmehr das Erscheinungsbild der SPD, das monatelange "Rumgeeiere", das Sommertheater. Damit müsse jetzt Schluss sein.

Kunckel gab sich lange der vagen Hoffnung hin, mit einer Konzentration auf sächsische Belange das Schlimmste abwenden zu können. Angesichts der niederschmetternden Umfrageergebnisse (CDU 56, PDS 22 Prozent) weiß er nun nur noch eine Lösung: "Hart kämpfen!" Die von ihm proklamierten Wahlziele sind in weite Ferne gerückt: Die absolute Mehrheit der CDU sollte gebrochen werden, die Partei wollte sich endgültig als zweitstärkste Kraft im Lande etablieren.

Die Frage nach der Zukunft Kunckels wird angesichts der Aussichten mit einem ungewissen Schulterzucken und dem ahnungsschwangeren Hinweis auf dessen "Schmerzgrenze" quittiert. Kunckel selbst hatte dieses Wort in den Mund genommen, später aber wieder zurückgenommen. Damit sei lediglich die Arbeitsbelastung, nicht aber irgendein Wahlergebnis gemeint. Seine Ära ende nicht am Wahltag. Das gilt intern offensichtlich keineswegs als sicher. Geschäftsführer Kätzel hat für das Wochenende nach der Wahl den Parteirat zusammengerufen. Er hält es für wahrscheinlich, dass von den enttäuschten Genossen dann der Ruf nach Konsequenzen laut werden könnte.

Ralf Hübner

Zur Startseite