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Fans der deutschen Nationalmannschaft in Lille. Während des Spiels blieb es ruhig, außerhalb des Stadions allerdings lösten rechtsextreme Hooligans aus Sachsen Krawalle aus.

© Imago

Vor Deutschland-Spiel in Lille: Offenbar Rechtsextreme aus Sachsen an Krawallen beteiligt

Deutsche und ukrainische Fußballfans haben in der Innenstadt von Lille gewütet. Darunter sollen Rechtsextreme aus Sachsen gewesen sein. Sie stehen schon länger unter Beobachtung.

Von Frank Jansen

An den Krawallen deutscher Fußballfans in Lille sind offenbar rechtsextreme Hooligans aus Sachsen beteiligt. „Wir mischen mit“ postet bei Facebook ein Fanatiker aus Dresden und zeigt dazu Bilder und ein Video von den Ausschreitungen in der französischen Stadt. Darüber ist auf einem breiten Foto die Deutschlandfahne zu sehen. Auf ihr prangt in altdeutschen Buchstaben „Gefechtsbereit“. Auf die Seite des Hooligans kommt man über den Facebook-Account der Gruppierung „Faust des Ostens“, die der sächsische Verfassungsschutz der subkulturell geprägten rechtsextremistischen Szene zurechnet.

Gegen Mitglieder von „Faust des Ostens“ ermittelt schon länger die Dresdener Staatsanwaltschaft. Seit 2013 liegen Anklagen gegen mehrere mutmaßliche Anführer der Gruppierung vor. Ihnen wird vorgeworfen, Rädelsführer einer kriminellen Vereinigung zu sein. Zu einem Prozess kam es bislang allerdings nicht. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass sächsische Hooligans nach Lille fahren konnten, weil noch keine Verurteilung wegen Straftaten vorliegt.

Auf einem im Internet auf mehreren Seiten zu sehenden Foto aus Lille posieren Fans aus Sachsen mit der Reichskriegsflagge des Kaiserreichs. Ein Hooligan zeigt zudem den Hitlergruß. Ein weiterer hält einen Schal mit der Aufschrift „Dresden Ost“ hoch. Dabei handelt es sich um einen Trupp, der zumindest Kontakte zu Rechtsextremisten unterhält. Ein weiterer Fan zeigt einen Schal mit der Aufschrift „Perverse Menschenfresser“ und gibt sich damit offenkundig als Anhänger einer gleichnamigen Gruppierung Zwickauer Fußballfans zu erkennen.

Möglicherweise haben sich einige der sächsischen Hooligans, die nun in Lille ihr Unwesen treiben, auch an den schweren Krawallen vom 11. Januar in Leipzig beteiligt. Damals zogen Neonazis und rechtsextreme Hooligans durch den Stadtteil Connewitz, der als Hochburg der links-autonomen Szene gilt. Die 250 Rechten zündeten Autos an und zerschlugen Fensterscheiben. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung sprach von „offenem Straßenterror“.

Auf die Frage, ob die französischen Behörden das Gewaltpotenzial deutscher Hooligans sowie der in Marseille randalierenden Russen und Briten unterschätzt hätten, reagieren deutsche Sicherheitskreise zurückhaltend. „Vielleicht hat die französische Polizei nicht soviel Einsatzerfahrung, was den Umgang mit solchen Horden angeht“, sagte ein Experte. Vermutlich hätten die französischen Behörden stärker auf die Gefahr islamistischen Terrors geblickt als auf das Risiko von Krawallen ausländischer Hooligans.

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