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Politik: Vorsicht beim Küheweitwurf!

Wer bei „iPod“ immer noch ans Frühstücksbuffet denkt, der ist erstens nicht im 21.Jahrhundert angekommen und zweitens völlig hilflos, wenn seine Kinder über den „Wii“ reden.

Wer bei „iPod“ immer noch ans Frühstücksbuffet denkt, der ist erstens nicht im 21.Jahrhundert angekommen und zweitens völlig hilflos, wenn seine Kinder über den „Wii“ reden. Wii bitte? Das Wort, das es vor ein paar Wochen noch nicht einmal gab, schafft inzwischen so viele Google- Treffer, dass die sonst so pingelige Suchmaschine seufzend mitteilt, es seien „ungefähr“ 233 Millionen. Das ist nicht mehr sehr weit hinter den 390 Millionen von „god“.

Wii ist übrigens eine Spielkonsole. Das sind jene Dinger, die uns in die Welt des Virtuellen verschleppen sollen, wo wir nach Herzenslust Autos schrotten, Vampire pfählen und Zombies massakrieren dürfen. Wii sollte ursprünglich „Revolution“ heißen und nach den Worten der Entwickler „die Trennwände zwischen Videospielern und Nicht-Videospielern einreißen“.

Das ist nun geschehen. Man kann mit dem Controller, dem losen Bedienteil des Geräts, nämlich auch Tennis und Baseball spielen, Kühe werfen und in der Rolle einer fliegenden Fledermaus Schweine fangen. Das Ding hat sich dabei so oft aus der Hand der enthusiasmierten Benutzer gelöst, dass Bilder von Blutergüssen, zerschmetterten Glühbirnen und zerstörten Fernsehgeräten längst auch im Internet zu sehen sind. Die Ursache: Die sichernde Handschlaufe ist zu dünn, sie kann reißen – und dann macht der Controller einen unkontrollierten Abflug, bei dem er zwischen Ming-Vasen und Sofakissen nicht unterscheidet, so weit ist es noch nicht her mit der künstlichen Intelligenz. Hersteller Nintendo bietet nun an, die Schlaufe gegen eine stabilere Version auszutauschen, das soll angeblich 3,2 Millionen Stück betreffen.

Handschlaufen! Ja, diese Kluft zwischen einem banalen Pfennigprodukt und hochgezüchteter Computertechnik ist ein Schmankerl für Kulturpessisimismus-Gourmets, die garantiert nicht wünschen, dass jemand die Grenze zwischen ihnen und den Videospielern einreißt, weil ihnen schon der Themenabend auf „Arte“ viel zu virtuell ist.

Aber sie sind in der Minderheit. Spätestens Weihnachten werden überall in der Welt wild gestikulierende Wii-Fans Gabentische umstürzen, Tannenbäume kippen, bunte Teller durch den Raum schleudern, Oma und Opa schlagen, kurz: das friedliche Fest in eine wilde Keilerei verwandeln. Dagegen hilft auch die verstärkte Schlaufe nicht. Tja, Gott: Spätestens Neujahr bringt Wii es bei Google locker auf 390 Millionen Treffer.

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