zum Hauptinhalt
Die Vorwahl-Debatte der demokratischen Kontrahenten Hillary Clinton und Bernie Sanders war stimmungsgeladen.

© AFP/Getty Images/Justin Sullivan

Vorwahl-Debatte der US-Demokraten: Clinton und Sanders giften sich an

Die TV-Debatte der Demokraten vor der wichtigen Vorwahl in New York war stimmungsgeladen. Überzeugen konnten Hillary Clinton und Bernie Sanders nicht immer.

Es fehlte höchstens noch eine La-Ola-Welle im ehemaligen Fabrikgebäude der Brooklyn Navy Yard. Stimmungsgeladen wie bei einem Sportereignis verlief die zehnte Präsidentschaftsdebatte der Demokraten in der Nacht zu Freitag, kurz vor der Vorwahl in New York am Dienstag. Mit Anfeuerungsrufen und "Buhs" begleiteten die Zuschauer den Schlagabtausch zwischen Hillary Clinton und Bernie Sanders, den der Sender CNN übertrug.

Natürlich war auch der spezielle New-York-Flair zu spüren. Beide betonten ihre persönliche Verbundenheit mit der Stadt. Sanders ist in Brooklyn geboren, manche hören es seiner Sprache bis heute an. Clinton hat New York acht Jahre als Senatorin vertreten. New York ist aber auch eine Region, in der der linke Flügel der Demokraten dominiert. Nach den Reaktionen des Publikums zu urteilen hatte Sanders den Heimvorteil.

Der ist seine letzte Hoffnung. Nach sieben Vorwahlsiegen in weniger bedeutenden Staaten braucht Sanders einen Überraschungserfolg gegen Clinton bei der Vorwahl am Dienstag im an Delegierten reichen New York, um den Anschein aufrecht zu erhalten, dass er ihr die Nominierung noch nehmen kann. Er mag der König der Herzen sein, aber sie liegt in der Währung der Macht vorn. In der Zählung der Delegierten für den Parteitag führt sie mittlerweile 1289 zu 1038. Sie hat auch in den Umfragen für New York und die folgenden Vorwahlen in Pennsylvania, Delaware, Connecticut, Maryland und Rhode Island einen Vorsprung.  

Sanders musste attackieren

Also griff Sanders an. Er wiederholte zwar nicht sein Urteil, Clinton sei "nicht qualifiziert für die Präsidentschaft". In wechselnden Formulierungen kam er diesem Verdikt aber mehrfach nah. "Ich zweifele an ihrer Urteilsfähigkeit", sagte er. Sie habe für den Irakkrieg gestimmt. Sie habe sechsstellige Redehonorare von Großbanken genommen. "Glauben wir wirklich, dass eine Person, die so abhängig von Big Money ist, die politische Wende bringen kann?" In solchen Momenten war eine authentische Abneigung  zwischen den beiden Demokraten zu spüren.

Clinton wehrte sich. "Ich habe die Banken an den Pranger gestellt", behauptete sie. Worauf Sanders sarkastisch antwortete: "Ach wirklich? Die müssen sich richtig zusammengestaucht gefühlt haben. Und war das bevor oder nachdem du die hohen Redehonorare genommen hast?" Das löste Gelächter und Applaus aus.

Clinton ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie schien die Konfrontation zu genießen. "Lasst euch nicht in die Irre führen. Der Angriff gilt nicht nur mir. Das ist zugleich ein Angriff auf Präsident Obama", berief sie sich auf dessen Unterstützung. Das Publikum antwortete mit Buh-Rufen. "Das sind leere Behauptungen, die Argwohn wecken sollen, wo es keinen Grund für Argwohn gibt."

An dieser Stelle griffen auch die Moderatoren Wolf Blitzer und Dana Bash ein. Ob Sanders ein Beispiel für seine Behauptung liefern könne, dass Clinton unter dem Einfluss von Großbanken stehe? "Das ist doch offensichtlich. Es hat da eine Reihe betrügerischer Operationen gegeben", sagte er. "Deshalb müssen die Großbanken zerschlagen werden." Clinton werde das nicht tun. "Sie hat 225.000 Dollar für eine Rede von Goldman Sachs genommen."

Darauf Clinton: "Er weicht aus. Er kann kein Beispiel nennen." Diesmal bekam sie Beifall. Sanders tat sich auch schwer, die Frage, mit welchen Maßnahmen genau er denn gegen die Banken vorgehen wolle, konkret zu beantworten.

Verhältnis zu Israel

Weitere ausführliche Themen der Debatte waren das Verhältnis zu Israel und der Umgang mit Afroamerikanern. In New York mit seinem relativ hohen Anteil an jüdischen Amerikanern verfolgen mehr Menschen den Nahostkonflikt als anderswo in den USA. Sanders sagte: "Wenn wir jemals Frieden in die Region bringen wollen, müssen wir das palästinensische Volk mit mehr Respekt und Würde behandeln. Das macht mich aber nicht zu einem Gegner Israels."

Clinton betonte, dass sie gute Kontakte zu beiden Seiten unterhalte und als Außenministerin Waffenstillstände zwischen ihnen vermittelt habe. Sie stellte sich dabei aber eher auf Israels Seite. "Die wehren sich doch nur gegen Attentäter und Raketenangriffe." Sanders beharrte, Israel habe unverhältnismäßig hart reagiert.

Problematischer für Clinton war der Austausch über die Verschärfung des Strafrechts 1994 unter Bill Clinton, in dessen Folge die Zahl schwarzer Gefängnisinsassen gestiegen war. Zwar hatten beide das damals unterstützt. Sanders hatte für das Gesetz gestimmt.

Clinton hatte als First Lady dafür geworben. Doch ihre damalige Wortwahl holte sie nun ein. Sie hatte die Mitglieder von Gangs als "Superpredators" (Super-Raubtiere) beschrieben. "Das war ein rassistischer Ausdruck", sagte Sanders. "Und jeder wusste, dass es rassistisch gemeint war." Clinton distanzierte sich nun indirekt von dem Gesetz. Es sei das Projekt ihres Ehemannes Bill gewesen. "Er war der Präsident, er hat das Gesetz unterzeichnet."

Zur Startseite