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Vorwahlen in USA: Kandidatenfeld der Republikaner schrumpft

Die Reden waren kurz, die Wirkung lang: Iowa hat gewählt und Mitt Romney landete mit acht Stimmen vor Rick Santorum. Nun schrumpft das Kandidatenfeld der Republikaner.

Beinahe hätte Iowa erneut einen Favoriten für die Präsidentschaftswahl gestürzt, wie schon oft in der Geschichte des Farmstaats, dessen Bürger im Wahljahr als Erste über den Wunschkandidaten ihrer Partei abstimmen. Die Vorwahl bei den Republikanern in der Nacht zu Mittwoch gewann der Spitzenreiter in den Umfragen, Mitt Romney, mit nur acht Stimmen Vorsprung. Als eigentlichen Sieger feiern US-Medien den Zweitplatzierten Rick Santorum. Der katholische Ex-Senator aus Pennsylvania schnitt weit besser ab, als die Umfragen vorausgesagt hatten. Er konnte die Stimmen der religiösen Rechten und der sozial Konservativen auf sich ziehen. Romney und Santorum kamen auf knapp 25 Prozent. Dritter wurde der Libertäre Ron Paul (21 Prozent).

Die Bewerber auf den hinteren Plätzen gelten nun als chancenlos. Texas-Gouverneur Rick Perry (zehn Prozent, 5. Platz) deutete in der Wahlnacht an, dass er das Rennen aufgibt. Michele Bachmann, die mit fünf Prozent nur auf den 6. Platz kam, zog sich nach diesem schlechten Ergebnis sofort aus dem Rennen zurück. Newt Gingrich (13 Prozent, 4. Platz) darf noch hoffen, die Vorwahlen im Süden zu gewinnen. Zunächst wählt aber New Hampshire am 10. Januar. Dort führt Romney mit großem Abstand.

In ländlichen Gegenden konnte man in den 48 Stunden vor der Vorwahl Anzeichen für Santorums Überraschungserfolg sehen. In Boone, eine Autostunde nordwestlich der Hauptstadt Des Moines, standen die Bürger dicht an dicht in der „Pizza Ranch“. In dem Restaurant der christlichen Fast-Food-Kette sprach der 53-jährige Nachkomme italienischer Einwanderer am Montagmittag vor einem Wandgemälde, das die Planwagen gläubiger Siedler zeigt, über Familienwerte.

Bei der Wählerversammlung im Bezirk Lincoln, eine halbe Autostunde südlich der Hauptstadt, gewann Santorum am Dienstagabend klar. In das Gemeindezentrum waren 183 Bürger gekommen: hauptsächlich Farmer, überwiegend älter als 55 Jahre und ausschließlich Weiße. Draußen parken Pick-ups. Pünktlich um 19 Uhr hat Larry Hughes die Versammlung eröffnet, die Namen der Bewerber vorgelesen und gefragt, ob jemand kurz für sie sprechen wolle. „Maximale Redezeit fünf Minuten“, fügt Hughes hinzu.

Niemand nutzt die Zeit voll aus. Diese Menschen sind keine geübten Redner. Bis auf die zwei, die für Michele Bachmann und Ron Paul werben, haben sie sich nicht darauf vorbereitet, ans Mikrofon zu gehen. Irgendeiner muss es tun, das gehört für sie zur Bürgerpflicht. „Ich bin Vietnam-Veteran und für Michele Bachmann“, stellt sich Larry Long vor. „Unser Land ist in der Krise. Daran ist die Regierung schuld, die wir jetzt haben. Wir brauchen einen neuen Ronald Reagan – jemanden, der uns unsere Freiheiten zurückgibt und der Obama schlagen kann. Ich glaube, dass Michele Bachmann das kann.“ Beifall.

Es dauert, bis sich jemand als Anhänger Newt Gingrichs outet. „Ich heiße Harry Spencer, aber ihr alle nennt mich Skip. Ich bin es nicht gewohnt, öffentlich zu reden. Ihr habt im Fernsehen viel Negatives über Newt gehört – dass er Geld als Lobbyist genommen hat und so. Aber das sind alles Lügen.“ Sie sagten, er sei ein Washington-Insider. Das stimme. Aber man brauche doch Insider, um den Kongress dazu zu bringen, das Richtige zu tun. „Mit einer Gehirnoperation beauftragt man ja auch nicht einen Klempner, sondern einen Arzt. Newt hat die Erfahrung. Ich stimme für Newt.“ Beifall.

Für Ron Paul meldet sich Eron Storm, viel jünger als die meisten im Raum. Ron Paul habe die Finanzkrise vorhergesagt und ebenso die Immobilienblase. Er sei der Einzige, der wirklich ernst mache mit dem Sparen, auch beim Militär. Er werde die Regierung verkleinern, denn die sei die größte Gefahr für die Bürgerrechte. „Unsere schlimmsten Feinde bedrohen uns nicht von außen, sondern von innen.“ Dafür gibt es lauten Beifall.

„Wir haben hässliche Auseinandersetzungen zwischen unseren Kandidaten im Fernsehen erlebt“, beginnt Gerry Rubel. Erst nach längerem Zögern hat er sich gemeldet, um für Mitt Romney zu sprechen. „Aber jeder von ihnen ist besser als der Präsident, den wir jetzt haben. Vielleicht ist Romney ein bisschen zu liberal. Genau deshalb hat er jedoch bessere Chancen, das Weiße Haus für uns zurückzuerobern. Und das ist jetzt das Wichtigste.“ Beifall.

„Ich habe mir alle Kandidaten in der Firma, wo ich arbeite, persönlich anhören können“, sagt David Alexander, ein Mann Anfang 40, der etwas eleganter gekleidet ist. „Alle sind gut, aber einer hat herausgeragt: Rick Santorum. Er kann am besten in Worte fassen, welche Werte uns wichtig sind.“ Lauter Beifall.

Kurze Reden, zusammen nicht einmal 20 Minuten. Die Stimmzettel werden eingesammelt und ausgezählt. Das Ergebnis: 45 Stimmen für Santorum, 39 für Paul, 31 für Gingrich, 30 für Romney, 25 für Perry, neun für Bachmann. Hughes ist erleichtert, dass alles so reibungslos ablief. Er kann das Resultat deutlich vor der offiziellen „Deadline“ um 21 Uhr per Telefon an die Parteizentrale durchgeben.

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