zum Hauptinhalt

Vorwürfe gegen Libyen: "Wir sind wie Tiere behandelt worden"

Folter und Elektroschocks: Der nach mehr als acht Jahren aus libyscher Haft entlassene Arzt hat schwere Vorwürfe gegen Tripolis erhoben. Er berichtete von Schlägen, Schlafentzug und Einzelhaft.

Der zusammen mit fünf bulgarischen Krankenschwestern nach achtjähriger Haft in Libyen freigelassene Arzt hat schwere Vorwürfe gegen Tripolis erhoben. "Wir sind alle wie Tiere behandelt worden", sagte Aschraf Dschuma Hadschudsch. Er berichtete von Folter durch Elektroschocks, Schläge und Schlafentzug. Im ersten Jahr nach ihrer Festnahme 1999 seien die sechs in einem Aids-Skandal Beschuldigten, die inzwischen in Bulgarien begnadigt wurden, in einem Trainingszentrum für Polizeihunde in Einzelhaft gefangen gehalten worden.

Er selbst und zwei der Krankenschwestern seien besonders unerbittlich gefoltert worden, um ihre Geständnisse zu erzwingen, berichtete Hadschudsch. Alle sechs wurden 2004 zum Tode verurteilt, weil die libysche Justiz es als erwiesen ansah, dass sie mehr als 400 Kinder in einem Krankenhaus in Benghasi vorsätzlich mit dem Aids-Virus HI infiziert hatten. Der Arzt und die beiden Krankenschwestern hatten damals gestanden, dann aber ihre Aussagen zurückgezogen und erklärt, sie seien unter Folter erzwungen worden.

Narben als Beweis

Der palästinensisch-stämmige Hadschudsch, der seit Juni die bulgarische Staatsbürgerschaft hat, demonstrierte, wie er auf Knien und mit hinter dem Rücken gefesselten Händen habe schlafen müssen. "Wenn ich meinen Kopf senkte, trat mich ein Polizist. Ich habe immer noch Narben am Körper", sagte er. Diese sollten nun als Beweis für die Folter dienen.

Was ihm angetan worden sei, könne er weder vergessen noch vergeben. "Wir sind nicht gefoltert worden, weil wir schuldig waren, sondern weil wir unschuldig waren." Hadschudsch warf Libyen vor, die Krankenschwestern und ihn zu Sündenböcken gemacht zu haben - "und ich weiß immer noch nicht wofür." Das Gesundheitssystem, das Justizsystem und das ganze nordafrikanische Land seien von Korruption durchsetzt.

Er beteuerte erneut die Unschuld der Verurteilten und verwies auf die Einschätzung internationaler Experten, die die mangelnde Hygiene in dem betroffenen Krankenhaus für die HIV-Infektion der Kinder verantwortlich gemacht hatten. Es sei dreckig, schlecht ausgestattet und unorganisiert gewesen, sagte Hadschudsch, der damals ein Praktikum in dem Hospital absolvierte, das er nun als "Haus für Tiere" bezeichnete. (mit AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false