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Seit der Attacke vom Freitag werden die Thalys-Züge scharf bewacht.

© dpa

Vorwurf des Terrorismus: Thalys-Schütze sitzt in Frankreich in Untersuchungshaft

Der Angreifer aus dem Thalys-Hochgeschwindigkeitszug sitzt nun in U-Haft. Die Ermittler halten ihn für einen Islamisten.

Der Angreifer aus dem Thalys-Hochgeschwindigkeitszug ist in Untersuchungshaft genommen worden. Das meldete die französische Nachrichtenagentur AFP in der Nacht auf Mittwoch unter Berufung auf Justizkreise. Dem 25-jährigen Marokkaner wird demnach nun offiziell unter anderem mehrfacher Mordversuch in Zusammenhang mit Terrorismus vorgeworfen. Ein entsprechendes Verfahren hatte die Pariser Staatsanwaltschaft zuvor eingeleitet. Staatsanwalt François Molins wertete die Beteuerungen des mutmaßlichen Islamisten, er habe die Passagiere lediglich ausrauben wollen, als „frei erfunden“.

Der 25-jährige Marokkaner hatte zwei Menschen schwer verletzt

Der Mann hatte am Freitagabend in dem Zug auf der Fahrt von Amsterdam nach Paris das Feuer eröffnet und war von mehreren Fahrgästen niedergerungen worden. Zwei Menschen wurden schwer verletzt. Bevor er zur Tat schritt, schloss er sich nach Angaben Molins in einer Zugtoilette der 1. Klasse ein und schaute dort ein Video an, das im Namen eines radikalen Islam zu Gewalt aufrief.

Das mutmaßliche Motiv begründeten die Ermittler auch mit dem Waffenarsenal des Mannes: Anders als zunächst vom Innenministerium angegeben, handelte es sich bei seinem Sturmgewehr nicht um eine Kalaschnikow, sondern um ein Exemplar des ähnlichen Typs AKM aus DDR-Produktion. Er hatte 9 Magazine mit 270 Schuss für das Gewehr dabei, außerdem eine 9-Millimeter-Pistole mit einem Magazin, ein Cutter-Messer und eine Flasche Benzin. Der Mann sei von den Zeugen als entschlossen beschrieben worden und habe nicht gezögert, alle seine Waffen zu benutzen.

Der Mann machte auch verdächtige Reisen

Hinzu kommen nach Darstellung der Staatsanwaltschaft das Profil und eine verdächtige Reise des Mannes: Am 10. Mai dieses Jahres checkte er in Berlin für einen Flug nach Istanbul ein, zurück nach Europa kam er am 4. Juni aus Antakya, einer türkischen Stadt nahe der Grenze zu Syrien.

Während seiner Zeit in Spanien war er wegen prodschihadistischer Aussagen und Besuchen in einer radikalen Moschee aufgefallen. Deshalb wurde er später in eine Datei des französischen Geheimdienstes aufgenommen, die Information wurde über das Schengen-Informations-System auch an andere Länder weitergereicht. Er ist wegen Drogenhandels mehrfach vorbestraft.

Wo er das letzte Jahre verbracht hat, ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt. Er arbeitete Anfang 2014 kurz in Frankreich, will auch zweimal eine Zeit in Köln gewesen sein, zuletzt lebte er angeblich obdachlos in Brüssel. Genaue Daten dafür könne der Mann nicht nennen, sagte Molins. Eine Durchsuchung bei seiner Schwester in Brüssel ergab, dass er sich dort vor sehr kurzer Zeit aufgehalten habe.

Frankreich war in den vergangenen Monaten wiederholt Ziel von Terrorattacken

Die Erklärungen des Mannes, dass er Passagiere ausrauben und dann durch ein eingeschossenes Fenster fliehen wollte, seien wenig glaubwürdig, sagte Molins. Bei Nachfragen habe der Marokkaner Wissenslücken angegeben und mache seit Montag von seinem Schweigerecht Gebrauch. Ermittlungsrichter entscheiden nun über das weitere Verfahren, das klären soll, wo die Waffen herkamen und ob es Komplizen gab. Der Staatsanwalt beantragte Untersuchungshaft.

Frankreich war in den vergangenen Monaten mehrfach Ziel von islamistischen Anschlägen und Terrorplänen. Präsident François Hollande rief am Dienstag erneut zur Wachsamkeit auf: „Wir müssen uns auf neue Attacken vorbereiten und uns schützen“, sagte er vor Botschaftern im Élyséepalast. (dpa,AFP)

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