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Vorwurf: Mehrere Länder haben bei Pisa-Test geschummelt

Einige Länder haben angeblich Schüler für die Pisa-Studie mit Geld und Geschenken angespornt. US-Schüler hätten demnach im vergangenen Jahr bis zu 50 Dollar pro Kopf erhalten. Die Bundesregierung erhebt jedoch noch weitere Vorwürfe gegen die OECD.

Medienberichten zufolge haben Schüler in einigen Ländern Geld erhalten, wenn sie die Pisa-Fragebögen ausfüllten. In den Niederlanden bekamen Schüler demnach Zehn-Euro-Gutscheine fürs Mitmachen, in Großbritannien Geld, wenn bestimmte Teilnehmerquoten erreicht wurden und in Slowenien einen Tag schulfrei. In den USA sollen bis zu 50 Dollar an Schüler gezahlt worden sein.

Die Wissenschaftler des Pisa-Konsortiums, das für den Ablauf der Tests in Deutschland verantwortlich ist, äußerten Bedenken hinsichtlich der Einhaltung der Pisa-Standards, wie das Nachrichtenmagzin "Spiegel" unter Berufung auf ein internes Papier des Pisa-Konsortiums Deutschland mitteilt. So könnten die Anreize dazu führen, dass "eine Verschiebung von der durchschnittlichen Leistung" zur "Bestleistung erfolgt", zitierte das Magazin aus der Analyse. In der Bundesrepublik wurden laut Konsortiums-Bericht, der sich auf den aktuellen Test 2006 bezieht, nur Stifte mit dem Aufdruck "Pisa" als Souvenirs an die Schüler verteilt.

Pisa-Koordinator relativiert deutsche Fortschritte

Unterdessen ist Pisa-Koordinator Andreas Schleicher von Deutscher Seite in die Kritik geraten. Er hatte die neue Pisa-Studie, in der deutsche Schüler sich in der Disziplin Naturwissenschaften verbessert hatten, als nicht vergleichbar mit der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2003 bezeichnet. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte der "Stuttgarter Zeitung", Schleicher schade seiner eigenen Organisation, wenn er an der Aussage festhalte. Schavan warf dem Koordinator dabei indirekt vor, die deutschen Fortschritte bei der Pisa-Untersuchung nicht anerkennen zu wollen. Schleicher hatte in der Vergangenheit mehrmals das deutsche gegliederte Schulsystem kritisiert. Die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) hatte zuvor im Namen der unionsgeführten Länder die Ablösung Schleichers gefordert.

Nach Kritik aus Bundesregierung und Bundesländern hat die OECD  ihren Koordinator verteidigt. "Wir weisen diese Angriffe mit Entschiedenheit zurück", erklärte OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger in Berlin. Die Organisation bedaure, dass hierdurch die "konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und der OECD im Bereich der Bildungsanalysen völlig unnötig belastet wird", fügte sie hinzu.

Schleicher sei "ein weltweit anerkannter Bildungsforscher, der sich nicht nur mit der Entwicklung und Koordinierung des Pisa-Programms große Verdienste erworben hat", erklärte Ischinger weiter. Er genieße das "uneingeschränkte Vertrauen" der OECD. Schleicher sei "über die Medien mit Vorwürfen konfrontiert und in verunglimpfender Art und Weise angegriffen worden". (mist / AFP)

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