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Politik: Vuk Draskovic: Der umstrittene serbische Oppositionsführer überlebt in Montenegro einen Anschlag leicht verletzt

Vuk Draskovic ist noch einmal knapp davon gekommen: Der umstrittene Oppositionsführer aus Serbien saß am späten Donnerstagabend in seinem Feriendomizil in der montenegrinischen Küstenstadt Budva vor dem Fernseher. Ein unbekannter Mann soll kurz vor Mitternacht von der Terrasse aus ein Dutzend Schüsse durch das Fenster abgefeuert haben.

Vuk Draskovic ist noch einmal knapp davon gekommen: Der umstrittene Oppositionsführer aus Serbien saß am späten Donnerstagabend in seinem Feriendomizil in der montenegrinischen Küstenstadt Budva vor dem Fernseher. Ein unbekannter Mann soll kurz vor Mitternacht von der Terrasse aus ein Dutzend Schüsse durch das Fenster abgefeuert haben. Der Politiker aus Serbien wurde zweimal am Kopf getroffen. Eine Kugel streifte ihn am Ohr, eine andere am Schädel.

Vuk Draskovic, Chef der Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO), sei nur leicht verletzt worden, erklärte jedoch Parteisprecherin Milena Popovic am Freitag. Der prominente Gast aus Belgrad wurde noch in der Nacht zuerst von einem Arzt in Budva, dann im Krankenhaus im nahen Kotor ambulant behandelt. Am Freitag war der genaue Aufenthaltsort des Politikers unbekannt. Er sei nun an einem sicheren Ort, hieß es aus seinem Umweld. Von der montenegrinischen Polizei war bis zum frühen Nachmittag keine öffentliche Stellungnahme erhältlich.

"Das ist nicht nur ein Anschlag gegen Vuk Draskovic, sondern ein Versuch der Destabilisierung Montenegros", erklärte Vizepremier Dragisa Burzan. Das Mitglied von Montenegros Reformregierung sieht hinter dem Attentatsversuch dasselbe Muster wie bei der mysteriösen Mordserie der vergangenen Monate in Belgrad. Es ist allerdings das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass Serbiens zunehmend abtrünnige Schwesterrepublik Montenegro Schauplatz einer politischen Schießerei ist: Vor zwei Wochen war der Sicherheitsberater des westlich orientierten Präsidenten Milo Djukanovic auf offener Straße erschossen worden.

Angehörige der Sondereinheit von Montenegros Polizei hielten am Tag nach dem Anschlag das Gelände um das Draskovic-Domizil abgeriegelt und die Fensterläden am Haus des Politikers waren zugesperrt. An der Einfahrt nach Budva wurden strenge Kontrollen durchgeführt. Es ist bereits das zweite Mal, dass Vuk Draskovic einen Mordanschlag mit viel Glück überlebt. Das Wohnzimmer sei "mit Kugeln übersät", erklärte SPO-Sprecherin Popovic am Freitag: "Wie schon letztes Jahr hat ihn auch diesmal Gott gerettet."

Im vergangenen Jahr waren bei einem schweren Verkehrsunfall vier Begleiter des Politikers ums Leben gekommen. Draskovic konnte damals als einziger dem Autowrack unverletzt entsteigen und sprach anschließend von einem Attentat. Ein mit Sand beladener Lastwagen hatte plötzlich auf die Gegenfahrbahn gewechselt und die ersten zwei Fahrzeuge im Konvoi mit den SPO-Politikern gerammt. Die serbische Polizei hat den Inhaber des Lastwagens nicht ausfindig machen können.

Der einst charismatische Parteiführer zeigt sich seither weniger in der Öffentlichkeit und hat sich oft für mehrere Tage nach Montenegro zurückgezogen. Auf der Belgrader politischen Szene spielt Vuk (der Wolf) Draskovic nach wie vor ein merkwürdiges Spiel. Erst kürzlich hat er in einem seiner bekannten politischen Schwenker eine gemeinsame Front aller Oppositionsparteien gegen Slobodan Milosevic öffentlich torpediert. Beobachter in Belgrad bezweifeln deshalb, ob Vuk Draskovic noch mit Recht als Oppositionspolitiker bezeichnet werden kann. Der SPO-Chef, in der Hauptstadt in massive Korruption verwickelt, scheint tief in der Schuld des Belgrader Regimes zu stehen.

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