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Politik: VW-Betriebsräte mit Lust bei der Arbeit

Anwesenheit von Prostituierten war bei Veranstaltungen „gang und gäbe“ / Hartz: Vorwürfe sind „absurd“

Berlin - Bei diversen Veranstaltungen des VW-Konzerns mit Betriebsräten und Unternehmensvertretern waren Prostituierte zugegen. Das wurde aus Konzernkreisen am Dienstag bestätigt. „Das war gang und gäbe“, sagte ein Mitarbeiter dem Tagesspiegel. „Ich weiß das seit vielen Jahren.“ Im Verlauf des Abends sei irgendwann die Frage gekommen, „wo sind denn die netten Damen?“. Ein früherer Konzernmanager sagte dem Tagesspiegel, die Anwesenheit von Prostituierten sei ihm nicht bewusst gewesen. Die Damen hätten sich ihm gegenüber vielmehr als „Tänzerinnen“ ausgegeben.

Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ soll der Konzern Betriebsratsmitgliedern Sex mit Prostituierten bezahlt haben und sich so das Wohlwollen der Betriebsräte erkauft haben. Wie die Zeitung weiter berichtete, sind „Lustreisen“ des Betriebsrats nach Brasilien oder in andere Länder per Firmenjet vom Vorstand genehmigt worden. Für Treffen mit Prostituierten seien so genannte Eigenbelege über Summen wie 30000 Euro gefertigt worden. VW-Personalvorstand Peter Hartz soll etliche Belege abgezeichnet haben, schreibt die Zeitung unter Berufung auf einen „Insider“. Hartz wies die Vorwürfe am Dienstag als „absurd“ zurück. Niemandem im Vorstand seien solche Vorgänge bekannt.

In der VW-Affäre wird dem früheren Skoda-Vorstand Helmuth Schuster sowie Klaus-Joachim Gebauer aus dem Wolfsburger Personalwesen vorgeworfen, ein Geflecht von sechs Firmen in verschiedenen Ländern aufgebaut und dann Geschäfte mit dem VW-Konzern getätigt zu haben. Außerdem sollen sie Schmiergelder von Lieferanten und Regierungsstellen in Indien verlangt haben. Gegen die beiden Beschuldigten hat VW Anzeige erstattet und der Staatsanwaltschaft Braunschweig am Montag konzerninternes Material zur Verfügung gestellt.

Wegen der Affäre war VW-Betriebsratschef Klaus Volkert in der vergangenen Woche zurückgetreten. Am Dienstag nahm Volkert erstmals ausführlich schriftlich Stellung zu den Vorwürfen. „Ich bedauere heute, mich auf Drängen der Herren Dr. Schuster und Gebauer neben anderen Personen zur Übernahme eines Gesellschafteranteils an einer Gesellschaft F-Bel bereitgefunden zu haben.“ Diese Gesellschaft habe sich um die Einrichtung eines Skoda-Forums in Prag beworben. Das Projekt sei aber nie umgesetzt worden und die Gesellschaft F-Bel inzwischen aufgelöst. Volkert betonte, mit Tarnfirmen und Geldleistungen habe er nicht „im Entferntesten“ zu tun und werde sich gegen die entsprechende „infame Verleumdung mit allen Mitteln zur Wehr setzen“. Ähnlich äußerte sich am Abend Bernd Osterloh, nachdem er zum Nachfolger Volkerts an die Betriebsratsspitze gewählt wurde. Berichte, wonach der Betriebsrat geschmiert wurde, seien „grenzenlose Verleumdungen“.

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