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Eurogruppenchef Juncker warnt vor einem Zerfall der Euro-Zone.

© dapd

Währungskrise: Juncker warnt vor Zerfall der Euro-Zone

Der Chef der Euro-Gruppe kritisiert Deutschlands Kurs in der Euro-Krise scharf. Das Land leiste sich „andauernd Innenpolitik in Sachen Eurofragen“. Die Rettung der gemeinsamen Währung sei jetzt an einem entscheidenden Punkt.

Luxemburgs Ministerpräsident und Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker hat vor einem Zerfall der Euro-Zone gewarnt. Um den Euro zu retten, sei keine Zeit mehr zu verlieren, sagte Juncker der „Süddeutschen Zeitung“ von Montag.

Derweil will US-Finanzminister Timothy Geithner seinen deutschen Kollegen Wolfgang Schäuble (CDU) zu einem Gespräch treffen, bei dem es um die internationale und europäische Wirtschaftslage gehen dürfte.

"Wir sind an einem entscheidenden Punkt angekommen“, sagte Juncker weiter. „Wir müssen jetzt mit allen verfügbaren Mitteln überaus deutlich machen, dass wir fest entschlossen sind, die Finanzstabilität der Währungsgemeinschaft zu gewährleisten.“ Zugleich bestätigte der Eurogruppen-Chef, dass sich die Euro-Länder zusammen mit dem Rettungsfonds EFSF und der Europäischen Zentralbank (EZB) darauf vorbereiten, notfalls Staatsanleihen klammer Euro-Länder aufzukaufen. Daran bestehe kein Zweifel, sagte er. „Es ist noch zu entscheiden, was genau wir wann machen werden.“

Die Welt rede darüber, ob es die Euro-Zone in einigen Monaten noch gebe, kritisierte Juncker. Deswegen machten alle Länder und Institutionen dieser Eurozone deutlich: „Wir sind fest entschlossen, den Euro in seinem Bestand, also mit allen Euro-Ländern, und in seiner Bedeutung zu halten. Alles Geschwätz über den Austritt Griechenlands ist da nicht hilfreich.“

Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone gehöre „nicht zu meiner Arbeitshypothese“, fügte der Eurogruppen-Chef hinzu. „Wer denkt, dass die Probleme der Eurozone dadurch behoben würden, dass man Griechenland ausschließt oder fallen lässt, hat die eigentlichen Ursachen der Krise nicht erkannt.“ Deutschland warf Juncker vor, es mache „andauernd Innenpolitik in Sachen Eurofragen“. „Warum behandelt Deutschland die Euro-Zone wie eine Filiale?“, fragte er. Juncker sprach sich ferner für die Einführung eines hauptamtlichen „europäischen Finanzministers“ aus.
Dieser müsse „eine prominente Persönlichkeit sein, die durchaus nationale Haushaltspläne stoppen kann“.

Der britische Ex-Premierminister Tony Blair rief Deutschland derweil zur Rettung des Euro auf. Die Euro-Krise sei anders als frühere Krisen, schrieb Blair in einem Gastbeitrag für die „Bild"-Zeitung von Montag. „Sie ist für uns eine neue Erfahrung, am ehesten noch vergleichbar mit der Situation in den 1930er-Jahren. Sämtliche Alternativen sind unschön. Aber die beste dieser Alternativen für Europa, und insbesondere für Deutschland, besteht darin, den Euro zu retten.“

Zum Inhalt des Gesprächs von Geithner und Schäuble in dessen Urlaubsdomizil auf der Nordseeinsel Sylt wollte sich das Bundesfinanzministerium vorab nicht äußern. Am Abend wollte Geithner auch den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, in Frankfurt am Main treffen. Geithner hat die Europäer wiederholt aufgefordert, die Euro-Krise durch beherzte Maßnahmen beizulegen.

(AFP)

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