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WAHL Weise 27. SEPTEMBER: 56 Prozent für die FDP

Rainer Woratschka über die Präferenzen der Ärzte

Wahlumfragen unter Berufsgruppen haben einen besonderen Reiz – erkenntnistheoretisch, gruppendynamisch und realpolitisch. So zeigt sich bei solchen Befragungen in seltener Deutlichkeit, dass es dem Wähler nicht etwa um idealistisches Welt- oder Gesellschaftsverbesserungsgedöns geht, sondern um handfeste Eigeninteressen. Die beim lästigen Mehrheitsprinzip ständig zu kurz Kommenden können es den Regierenden mal so richtig geben. Und die Politiker bekommen es schwarz auf weiß, wen sie hinter oder gegen sich haben und mit welcher Klientel sie es sich keinesfalls verderben dürfen.

Bestünde die Republik zum Beispiel nur aus niedergelassenen Ärzten, käme die FDP nach dem 27. September ganz groß raus. 56 Prozent würden die Liberalen wählen, ergab eine Umfrage der „Ärzte-Zeitung“. Guido Westerwelle hätte die absolute Mehrheit und würde Bundeskanzler, Daniel Bahr sein Gesundheitsminister. Private Krankenversicherer hätten keine Existenzsorgen mehr, die Ärzte folglich auch nicht. Die Zuzahlungen für unbeliebte Kassenpatienten würden steigen, die Arbeitgeberbeiträge sinken. Und Ausgleichkonstrukte wie der dumme Gesundheitsfonds, würden, ratzfatz, plattgemacht.

Schöne Medizinerträume – die mit denen von Apothekenbetreibern und Pharmaproduzenten manches gemein haben dürften. Die Union, über die sich die Doktores trotz oder gerade wegen ihrer Unentschiedenheit immer mal wieder ärgern mussten, würde abgestraft und mit etwas über 23 Prozent in die Opposition geschickt. Die Grünen – ein bisschen Idealismus muss sein – dürften mit 6,3 Prozent grade noch so reinrutschen ins Parlament. Die SPD dagegen hätte keine Chance mehr, gemeinsam mit der Linkspartei würde sie an der Fünfprozenthürde scheitern. Wobei zu fragen ist, wie es die Ulla-Schmidt-Partei bei den Ärzten überhaupt noch auf die ermittelten 4,8 Prozent zu bringen vermochte.

Andererseits: Mediziner sind auch Realisten. Wohl wissend, dass sich in der Kanzlerfrage alles auf Merkel und Steinmeier zuspitzt, votieren dann doch 53 Prozent für die Amtsträgerin. Die weiß ja nun, was sie zu tun hat – und dass sie den Ärzten zumindest mit ihrer bisherigen Ministerin nicht mehr zu kommen braucht.

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