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Wahlen: Grüne sichten Kandidaten für Parteivorsitz

Drei Monate nach dem Verzicht von Grünen-Parteichef Reinhard Bütikofer auf eine Wiederwahl konzentriert sich die Debatte um seinen Nachfolger auf drei prominente Namen. Auch Vizepräsidentin des Bundestags ist im Gespräch.

Von Hans Monath

Berlin - Drei Monate nach dem Verzicht von Grünen-Parteichef Reinhard Bütikofer auf eine Wiederwahl konzentriert sich die Debatte um seinen Nachfolger auf drei prominente Namen. Realpolitiker der Partei sind mit Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, dem Europaabgeordneten Cem Özdemir und dem Berliner Fraktionschef Volker Ratzmann im Gespräch. Eine schnelle Entscheidung wird aber nicht erwartet.

Bütikofers Koparteichefin Claudia Roth will wieder antreten, die Linke gilt als gesetzt. Als Ex-Fraktionschef Rezzo Schlauch sie kürzlich aufforderte, Platz für eine Jüngere zu machen, verteidigten sie auch prominente Realpolitiker. Da in der Doppelspitze traditionell beide Flügel vertreten sind, sind nun die Realpolitiker am Zug. Bütikofer regte in seiner Abschiedsrede an, ein „anderes, jüngeres Gesicht nach vorne zu stellen“.

Jüngere Kandidaten wie der hessische Fraktionschef Tarek Al-Wazir und der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, die als Hoffnungsträger gelten, sagten früh ab. Realpolitiker sahen sich deshalb mit dem Vorwurf konfrontiert, es finde sich in ihren Reihen gar kein Aspirant auf den Chefsessel. Deshalb ist nun in Realo-Kreisen Erleichterung darüber zu spüren, dass drei Prominente zur Debatte stehen. Ein strategisches Zentrum der Realos bei der Auswahl ist aber nicht erkennbar.

Sein Interesse klar bekundet hat von den drei Kandidaten bislang allein Volker Ratzmann. Gegen ihn hegen etliche Realpolitiker aber Vorbehalte, weil er als ehemaliger Linker kein „Hardcore-Realo“ sei und im Ernstfall den Flügel nicht gut vertreten könne. Offen für eine Aufforderung zur Kandidatur zeigt sich inzwischen auch Cem Özdemir, der zunächst abgesagt hatte. Allerdings sind die Vorbehalte gegen Özdemir groß, der nach einer Europa-Station wieder in den Bundestag strebt. So gilt er zwar als Kommunikationstalent, aber nicht als Garant für die Kärrnerarbeit an Parteiprogrammen und für die mühsame Pflege grüner Parteistrukturen, die Realos von ihrem Parteichef erwarten.

Gar nicht zu möglichen Ambitionen äußern will sich Katrin Göring-Eckardt. Die Idee ihrer Kandidatur findet unter den Realpolitikern sowohl starke Befürworter wie auch kategorische Ablehnung. Während ihr die einen realpolitische Standfestigkeit („Die kann das“) attestieren, sprechen ihr andere sogar die Chance auf eine Parteitagsmehrheit ab. Einig sind sich beide Lager, dass die Vizepräsidentin mit einer Kandidatur ein hohes Risiko eingehen würde.

Für den Fall, dass kein Kandidat das Realo-Lager hinter sich einen kann, verweisen manche Grüne auf Fraktionschef Fritz Kuhn als möglichen Retter. Der, so heißt es, sei zwar kein „jüngeres Gesicht“, werde sich notfalls aber in die Pflicht nehmen lassen. Hans Monath

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