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Wahlen in Frankreich: Sarkozy zieht als Favorit in Stichwahl

Bei der ersten Runde der Präsidentschafts- wahlen hat Ex-Innenminister Sarkozy gegenüber seiner Konkurrentin Royal punkten können. Jetzt dreht sich alles um die Frage, in welches Lager die Wähler der Verlierer-Kandidaten wechseln.

Paris - Der frühere konservative Innenminister Sarkozy errang laut vorläufigen amtlichen Endergebnis 31,11 Prozent der Stimmen. Mit einem Stimmenanteil von 25,84 Prozent kam als zweite Kandidatin die Sozialisten Ségolène Royal weiter. Rang drei belegte mit knapp 19 Prozent der Liberale François Bayrou, gefolgt vom Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen mit gut zehn Prozent. Fünf ausgeschiedene Kandidaten riefen zur Unterstützung Royals in der zweiten Wahlrunde auf.

Mit diesem Ergebnis schnitt Sarkozy besser ab, als in den Hochrechnungen vorausgesagt wurde. Darin war von 29 bis 30 Prozent für den Konservativen die Rede gewesen. Royals Wahlergebnis war ähnlich wie prognostiziert und verhinderte ein neues Debakel für die Sozialisten, deren Kandidat Lionel Jospin bei der Präsidentschaftswahl 2002 in der ersten Runde ausgeschieden war. Der auf Ausgleich setzende Bayrou verfehlte den Einzug in die Stichwahl. Schwere Verluste musste der Gründer des rechtsextremen Front national, Le Pen, hinnehmen, der 2002 in die Stichwahl einziehen konnte. Bei dem vorläufigen amtlichen Endergebnis wurden die Stimmen der im Ausland lebenden Franzosen noch nicht berücksichtigt.

Umfrage: Le Pens Stimmen gehen an Sarkozy

Bei der Stichwahl am 6. Mai wird es für Sarkozy und Royal darauf ankommen, die Wähler zu mobilisieren, die in der ersten Runde nicht für sie stimmten. Laut einer zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale veröffentlichten Umfrage des Instituts Ipsos-Dell dürften sich die beiden bei der zweiten Wahlrunde die Wählerstimmen von Bayrou teilen. Die Wähler von Le Pen würden demnach dagegen zu 75 Prozent an Sarkozy gehen. 14 Prozent derjenigen, die sicher wählen wollen, sagten noch nichts über ihre Wahlentscheidung. Insgesamt ergab die Telefonumfrage, dass Sarkozy seine Rivalin mit 54 zu 46 Prozent klar schlagen würde.

Royal erhielt nach der Wahl Unterstützung von fünf der zehn ausgeschiedenen Präsidenschaftskandidaten. Sie riefen ihre Wählerschaft dazu auf, bei der Stichwahl für die Sozialistin abzustimmen. Der Trotzkist Olivier Besancenot sagte, die Linke müsse alles tun, "damit dieser brutale Kandidat der Rechten, Nicolas Sarkozy" geschlagen werde. Unterstützeraufrufe kamen auch von Kommunistenchefin Marie-George Buffet, der Trotzkistin Arlette Laguiller, Bauernführer José Bové und der Grünen Dominique Voynet. Die Royal-Unterstützer kamen zusammen auf 10,28 Prozent der Stimmen. Le Pens Stellvertreterin und Tochter Marine kündigte an, die Wähler ihres 78 Jahre alten Vaters würden "sich an niemanden verkaufen".

Sehr hohe Wahlbeteiligung

Vor der Stichwahl werden Sarkozy und Royal sich im Fernsehen einen Schlagabtausch liefern. Der Konservative und die Sozialisten hätten sich nach Angaben ihres nahen Umfelds zu einem TV-Duell, voraussichtlich am 2. Mai, bereit erklärt, sagte der Moderator des französischen Senders TF1, Patrick Poivre d'Arvor, in einer Wahlsendung.

Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck gratulierte der Kandidatin der französischen Schwesterpartei zum Einzug in die Stichwahl. "Mit Leidenschaft und Engagement haben sie einen großartigen und modernen Wahlkampf organisiert", erklärte Beck mit Blick auf Royal.

Die Wahlbeteiligung war mit knapp 85 Prozent sehr hoch. Nach den Krawallen im Herbst 2005 in den Vorstädten hatten sich dort auch junge Erstwähler ungewöhnlich zahlreich in die Wahllisten eingeschrieben. Das endgültige Endergebnis der ersten Wahlrunde wird für Mittwoch erwartet. (tso/AFP)

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