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Wahlen in Frankreich: Tag der Entscheidung naht

Schlussspurt im Präsidentschaftswahlkampf: Der konservative Nicolas Sarkozy liegt klar vorn. Er propagiert einen "sanften Bruch" mit der bisherigen Sozialpolitik. Die Sozialistin Ségolène Royal nannte Sarkozy ein "Risiko für Frankreich".

Paris - Der frühere Innenminister konnte seinen Vorsprung nach dem Fernsehduell mit der Sozialistin Ségolène Royal am Mittwoch noch ausbauen und kommt in letzten Umfragen auf 53 bis 54,5 Prozent der Stimmen. Jetzt haben die 44,5 Millionen Wahlberechtigten das Wort. Sie bestimmen bei der Stichwahl am Sonntag den sechsten Präsidenten der fünften Republik (seit 1958). Knapp zwei Jahre nach ihrem Nein zur EU-Verfassung stellen sie damit die Weichen für die Zukunft Frankreichs und Europas neu.

Auch am letzten Wahlkampftag versuchte Royal noch, mit neuen heftigen Angriffen auf den Favoriten Boden gut zu machen. Vor 2000 Anhängern nannte sie Sarkozy im westfranzösischen Lorient den "Kandidaten der Arbeitgeber", der seine Arroganz nicht verbergen könne, "auch wenn es ihm manchmal doch gelingt, sie zu verschleiern." Im Fernsehduell, dem Höhepunkt des Kampfes um die Nachfolge von Jacques Chirac, hatte sich Sarkozy am Mittwoch auch durch Royals Attacken gegen ihn nicht aus der Reserve locken lassen.

Royal hofft auf unentschlossene Wähler

Welchen Weg die Franzosen nach zwölf Jahren unter Präsident Jacques Chirac für die Zeit bis 2012 einschlagen werden, blieb trotz der Umfragen bis zuletzt eine spannende Frage. Der 52-jährige Sarkozy, der für "Recht und Ordnung", eine starke Präsidialrepublik und eine liberale Wirtschaftspolitik steht, liegt seit Monaten in den Umfragen vorn. Die 53-jährige Sozialistin hofft aber noch auf unentschlossene Wähler der Mitte, nachdem sie klassische sozialistische Felder aufgegeben und so einen Weg zu einer breiten "realistischen Linken" angeboten hat. Zudem erwiesen sich Umfragen in Frankreich oft als ungenau.

Im ersten Wahlgang am 22. April hatte Sarkozy 31,18 Prozent und Royal 25,87 Prozent erhalten. Den Ausschlag in der Stichwahl dürften die "Wähler der Mitte" des Zentrumspolitikers François Bayrou und die der rechtsradikalen Nationalen Front geben, die zusammen 39 Prozent der Stimmen erhielten.

Gewerkschaft warnt Sarkozy

Royal reichte erneut "dem Zentrum die Hand" und erklärte, sie erkenne sich "in gewissen Werten wieder", die Bayrou verteidige: "Ich bin nicht die Frau eines Clans." Die Sozialistin rief ihren Anhängern zu: "Der Sieg ist noch in Reichweite." Ihren, Rivalen bezeichnete sie als "Risiko für Frankreich". Ein "Sieg der harten Rechten" werde Gewalt und Brutalitäten bringen. CGT-Chef Bernard Thibault hatte Sarkozy gewarnt, die Gewerkschaften würden sich wirtschaftlicher Liberalisierungspolitik zu widersetzen wissen, allerdings dann auch hinzugefügt, ein "sozialer dritter Wahlgang" gehöre "nicht zu den Werten der Gewerkschaften".

Sarkozy warf Royal vor, den Wahlkampf "etwas in Gewalt" und "im Fieber" zu beenden. "Die Politik muss Dämme gegen den Wahn der Menschen errichten", sagte er in Savoyen. Politik solle im Geiste der gegenseitigen Achtung und Öffnung betrieben werden. Der Ex-Minister versprach, als Präsident jedes Jahr in der ostfranzösischen Region Savoyen des Widerstands gegen Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg zu gedenken. Bei seiner letzten Großveranstaltung am Donnerstagabend hatte Sarkozy in Montpellier in Südfrankreich vor etwa 15.000 Anhängern auch erklärt, er "träume" von einem Frankreich, in dem die Franzosen jeglicher Herkunft stolz auf ihr Land seien. (tso/dpa)

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