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Wahlen in Simbabwe: Mugabe siegessicher - schwere Manipulationsvorwürfe

Simbabwe wählt - und die Kritik an Präsident Mugabe wird lauter. Doch der Despot zeigt sich siegessicher. Seine Gegner werfen ihm massive Manipulationen mit Phantom-Wählern vor. Überschattet wurde der Tag von einem Anschlag auf das Haus einer Kandidatin Mugabes.

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen haben die Simbabwer am Samstag in dem afrikanischen Krisenstaat einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Die angesichts einer schweren Wirtschaftskrise mit Spannung erwarteten Wahlen wurden von einem Anschlag auf das Haus einer Kandidatin der regierenden ZANU(PF)-Partei von Präsident Robert Mugabe überschattet. In einem Vorort der Stadt Bulawayo explodierte laut südafrikanischem Rundfunk ein Sprengsatz. Verletzt worden sei niemand.

Ansonsten verlief die Wahl nach ersten Berichten bis zum Nachmittag weitgehend störungsfrei. Die Sicherheitskräfte des Landes waren aus Furcht vor Gewaltausbrüchen in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Vor einigen Wahlbüros bildeten sich bereits kurz nach Mitternacht lange Warteschlangen. Oppositionschef Morgan Tsvangirai von der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) beklagte bei der Stimmabgabe den schleppenden Wahlprozess.

"Selbst wenn die MDC gewinnt, kann nicht von freien und fairen Wahlen die Rede sein", sagte Tsvangirai. In der nördlichen Provinz Uzumba-Maramba-Pfungwe seien "eine Million Phantom-Wähler" gelistet, in der zentralen Provinz Mashonaland 33 "Phantom-Wahllokale". Tsvangirai sowie der oppositionelle Präsidentschaftskandidat Simba Makoni hatten Mugabe bereits vorab vorgeworfen, für eine sechste Amtszeit Wahlbetrug in großem Stil zu planen.

Inflation, Hunger, Arbeitslosigkeit

Beherrschendes Thema des Wahlkampfs war die schlechte wirtschaftliche Lage Simbabwes. Die jährliche Inflationsrate übersteigt 100.000 Prozent. Vier von fünf Erwachsenen sind arbeitslos. Außerdem leidet die Bevölkerung unter Lebensmittelknappheit. "Ich bin hier, weil mein Bauch leer ist", sagte Mathias Chimutsi, der vor einem Wahllokal in einem Vorort Harares bereits Stunden vor dessen Öffnung wartete. Er wolle Tsvangirai wählen.

Der Urnengang gilt als bisher größter Test für den seit 28 Jahren regierenden Mugabe (84), der sich trotz der schlimmsten Krise in der Geschichte des Landes im Amt bestätigen lassen wollte. Er versicherte vor Journalisten in Harare: "Mein Gewissen würde mich nicht in Ruhe lassen, wenn ich geschummelt hätte." Der 84-jährige Präsident zeigte sich zuversichtlich, dass er für weitere fünf Jahre gewählt werde. "Wir werden gewinnen, wir werden erobern", sagte er.

Westliche Wahl-Beobachter nicht zugelassen

Mugabes früherer Finanzminister Makoni, der aus dessen Partei ZANU-PF ausgeschlossen worden war, sagte, er habe "sehr gute Chancen" auf einen Wahlsieg. Eine zuverlässige Umfrage zum Wahlausgang gab es nicht. Staatliche Medien sagten Mugabe einen deutlichen Wahlsieg mit 57 Prozent der Stimmen voraus. Tsvangirai käme demnach auf 27 Prozent, Makoni auf 14 Prozent.

Neben einem neuen Präsidenten bestimmen die Simbabwer auch die 210 Mitglieder des Parlaments und des 60 Sitze umfassenden Senats sowie knapp 2000 Kommunalpolitiker. Erste Ergebnisse werden nicht vor Montagabend erwartet. Westliche Beobachter sind ebenso wie viele westliche Journalisten nicht ins Land gelassen worden. Dagegen durften befreundete Staaten wie Südafrika oder die regionale Staatengemeinschaft SADC Beobachter entsenden. (saw/dpa/AFP)

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