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Wahlkampf der CDU: Wir sind Angie

Beim Wahlkampfauftakt der CDU in Düsseldorf sticheln Rüttgers und Pofalla gegen Steinmeier, Seehofer nimmt Franz Josef Jung in Schutz.

Von Robert Birnbaum

Dass ihn mal jemand mit dem Elefanten vergleicht, hat sich Frank-Walter Steinmeier wohl auch nicht vorgestellt. Ronald Pofalla ist in Fahrt, da kommt ihm das Grautier gerade recht. Ausgerechnet Steinmeier, ereifert sich der CDU-Generalsekretär, verspreche vier Millionen neue Arbeitsplätze, ausgerechnet Steinmeier, der mit Gerhard Schröder zusammen für 5,2 Millionen Arbeitslose verantwortlich gewesen sei. „Das ist, als wenn sich der Elefant zum Aufräumen im Porzellanladen meldet!“ Der ISS-Dome freut sich. In der Düsseldorfer Sportarena sitzen sonst die Anhänger von zwei Mannschaften auf der Tribüne, aber diesmal trägt das Publikum nur das orangene Trikot und ist auch sonst einseitig beim Wahlkampfauftakt der CDU.

Angela Merkel hat Steinmeier bisher schlicht ignoriert. Doch nicht nur ihr General schlägt jetzt neue Töne an. Jürgen Rüttgers, als NRW-Landesvater Gastgeber des Tages, nennt Steinmeier „allenfalls ’ne matte Kopie von Gerhard Schröder“. Und sein niedersächsischer Kollege Christian Wulff lästert, der Außenminister habe seine Arbeit an der Seite der Kanzlerin „unter deren Aufsicht ordentlich gemacht“. „Wo Angela Merkel draufsteht, ist CDU und CSU drin“, polemisiert CSU-Chef Horst Seehofer. „Wo Steinmeier draufsteht, ist Lafontaine und Gysi drin. Und das ist der Unterschied!“

Seehofer übernimmt den Part, Franz Josef Jung zu verteidigen. Er preist die Arbeit der Unionsminister einzeln, was immer Applaus nach sich zieht und bei Karl- Theodor zu Guttenberg einen extra lauten. Die Bayern, sagt Seehofer dazu, seien uneigennützig: „Wir stellen immer das Beste zur Verfügung, was wir haben, deshalb bin ich jetzt in München und andere sind in Berlin.“ Beim Verteidigungsminister verkneift sich der CSU- Chef jeden Scherz. Jung habe „eines der schwierigsten Ämter in der Bundesregierung, gerade auch aktuell“. Und dass er sich schon wundere über manches Urteil aus der Ferne. Jung hinter ihm verzieht keine Miene. Der Luftangriff in Afghanistan und Jungs sparsame Reaktion darauf macht den Unionswahlkämpfern Sorge. „Das könnte etwas schwierig werden“, sagt einer in der Halle. Merkel lobt Jung ebenfalls: für das Ehrenmal, für die Einführung der Tapferkeitsmedaille. Kein Wort über die Toten von Kundus.

Das Steinmeier-Beschimpfen überlässt die Chefin weiter den anderen. „Diese Regierung hat das Land vorangebracht“, sagt Merkel über die große Koalition. „Niemals werde ich zu denen gehören, die das alles schlecht reden.“ Aber jetzt sei Zeit für eine neue Regierung aus Union und FDP. Die Sozialdemokraten – ach Gottchen! „10 – 18 – 24“, zählt Merkel auf, „das sind die Ergebnisse der SPD bei den letzten Landtagswahlen.“ Ganz schön bescheiden geworden, so etwas als Rückenwind zu feiern. „Wir haben die roten Socken lange im Schrank verstaut“, sagt Merkel, und jetzt hole die andere Seite schwarz-gelbe hervor. „Aber unser Volk ist viel weiter als die Sozialdemokraten! Unser Volk wählt nicht die Angst, unser Volk wählt die Zuversicht!“ Das Publikum jubelt, überall recken sie die Schilder in die Höhe, auf der einen Seite steht „Wir“ auf der anderen „Angie“. Wir sind Angie und sonst nix – so sind Fans nun mal.

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