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Die Stimme ist Donald Trump sicher. Sajid Tarar hat die Gruppe „Muslime für Trump“ gegründet und durfte beim Nominierungsparteitag der Republikaner in Cleveland sogar ein Grußwort sprechen.

© Sajid Tarar

Wahlkampf in den USA: Warum einige Muslime Trump wählen wollen

Muslimische Trump-Fans sind eine Minderheit, aber es gibt sie. Die Gruppe "Muslime für Trump" hat rund 5.000 Anhänger. Ihr Gründer ist Sajid Tarar.

Mit wachsendem Entsetzen hat Sajid Tarar die Entwicklung im amerikanischen Wahlkampf in den vergangenen Wochen verfolgt. Die Enthüllungen über sexuell aggressives und frauenfeindliches Verhalten von Donald Trump, haben den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner in den Umfragen zurückfallen lassen – und ihm noch mehr geschadet als seine feindseligen Äußerungen über Einwanderer und Muslime. Tarar, einem 56-jährigen Amerikaner pakistanischer Abstammung, merkt man seine Wut an, wenn er über den Kampf um das Weiße Haus spricht. „Ich bin überzeugter denn je“, ruft der bekennende Muslim aus. Aber Tarar ist nicht sauer auf Trump, Im Gegenteil. Er will dem Milliardär am 8. November seine Stimme geben.

Tarar ist Gründer und Kopf der Gruppe „Muslime für Trump“, die nach eigenen Angaben rund 5000 Anhänger hat. Beim Parteitag von Cleveland im Juli, bei dem Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürt wurde, sprach Tarar ein Grußwort. Seitdem wirbt er vor muslimischem Publikum für seinen Kandidaten – auch wenn das nicht ganz einfach ist, wie er zugibt. Drei Viertel der rund eine Million muslimischen Wähler in den USA tendieren zu Trumps demokratischer Rivalin Hillary Clinton. Nur vier Prozent wollen Trump im Weißen Haus sehen.

„Dies ist ein Kampf zwischen Freiheit und Sozialismus“

Muslimische Trump-Fans sind also eine Minderheit innerhalb einer Minderheit, doch das stört Tarar nicht. Der Unternehmer aus Maryland sieht das eigentliche Problem in einer angeblichen Verschwörung liberaler Medien und Vertretern des Washingtoner Establishment, die auch von Trump selbst fast täglich beklagt wird. „Dies ist ein Kampf zwischen Freiheit und Sozialismus“ sagte Tarar dem Tagesspiegel. Für den vierfachen Vater ist das Engagement für Trump das Resultat eigener Erfahrungen. Als junger Mann kam er aus dem damals vom Diktator Zia ul-Haq regierten Pakistan in das Amerika Ronald Reagans und sah „zum ersten Mal mit meinen eigenen Augen, was Freiheit bedeutet“, wie er sagt.

Das hat Tarar geprägt. Er beklagt, dass sich viele US-Muslime nicht für Politik interessieren und im Abseits stehen, obwohl der Islam doch von den Gläubigen Loyalität zu jenem Staat verlange, in dem sie lebten. „Gute Amerikaner“ will er deshalb vor allem aus der jungen Generation der Muslime in den USA machen. Ironischerweise bewundert Tarar an Trump genau dieselben Dinge, die auch bei den islamfeindlichen Stammanhängern des Immobilienmilliardärs aus der unteren weißen Mittelschicht besonders gut ankommen. So hat Tarar überhaupt kein Problem mit Trumps anti-muslimischen Parolen. „Er ist nicht anti-islamisch, sondern anti-extremistisch“, sagt er und verteidigt auch die Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime: „Wir haben das Recht, unser Land zu schützen.“

„Ich schaue nicht als Muslim, sondern eher als Amerikaner auf die Sache“

Vor allem aber bewundert Tarar an Trump, dass er die erstarrten Strukturen in Washington aufbrechen will. Konservative Muslime könnten in Trumps Programm viel entdecken, das ihnen gefalle, betont er. „Wir sind nicht hier, um die gleichgeschlechtliche Ehe zu unterstützen“, sagt Tarar. Muslimische Gesinnungsgenossen von Tarar verweisen zudem auf die wirtschaftspolitische Kompetenz des schwerreichen Unternehmers Trump. „Ich schaue nicht als Muslim, sondern eher als Amerikaner auf die Sache“, sagte Naveed Sadiq, ein Muslim und Trump-Wähler aus Chicago, der Zeitung „Chicago Tribune.“

Tarar sagt, dass seine Familie und Freunden anfangs skeptisch auf seine Überzeugungen reagiert hätten. Inzwischen habe er seine Umgebung aber überzeugen können. Den nicht-muslimischen Amerikanern wolle er zeigen, „dass wir keine schlechten Menschen sind“. Den Hinweis, dass viele weiße Trump-Fans die Muslime aus Prinzip nicht leiden können, wischt er vom Tisch. So seien Medienberichte, wonach seine Parteitagsrede in Cleveland von Zwischenrufern mit der Parole „Kein Islam“ gestört wurde, hemmungslos übertrieben, sagt er.

Es gibt ohnehin nichts, was Tarar von seiner Meinung abbringen kann. Er hat sich mehrmals mit Donald Trump getroffen und ist sicher, dass der Unternehmer als Präsident so richtig aufräumen würde im Land. „Ich werde weiter kämpfen“, sagt Sajid Tarar. „Wir brauchen einen starken Mann.“

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