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Waldschadensbericht: Deutscher Wald bleibt Dauerpatient

Der deutsche Wald bleibt ein Dauerpatient: Von den Rekordschäden des vorigen Jahres hat er sich dem jüngsten Waldschadensbericht der Bundesregierung zufolge kaum erholt.

Berlin - "Der Gesundheitszustand des Waldes bleibt Besorgnis erregend", sagte der Parlamentarische Agrarstaatssekretär Peter Paziorek (CDU) am Dienstag in Berlin. Nach einer Erholungsphase seien die Schäden wieder auf dem Niveau von 1991.

Wesentliche Ursachen seien die Luftverschmutzung durch den Verkehr und die Bodenbelastung durch die Landwirtschaft, sagte Paziorek. Das Agrarministerium rief zu mehr Anstrengungen zur Luftreinhaltung auf und forderte eine stärkere Nutzung von Holz als Energieträger.

Die Rekordhitze von 2003 hatte den Bäumen schwer zugesetzt. Doch der Wald hat sich seit 2004 nur leicht regeneriert. Im Durchschnitt sind 29 Prozent der Bäume schwer krank, 2004 waren es noch 31 Prozent. Aber der Zustand der Eichen hat sich dramatisch verschlechtert. Seit 1984 haben sich die schweren Schäden verfünffacht. Rund die Hälfte der Eichen hatte 2005 schwere Schäden. Im Jahr zuvor waren es nur 45 Prozent.

Verschlechtert hat sich auch der Zustand der Kiefern. Knapp ein Fünftel wies große Schäden auf, im Jahr zuvor waren es 17 Prozent. Der Anteil der Buchen mit schweren Schäden hat sich seit 1984 vervierfacht. Allerdings erholten sie sich 2005 leicht. Während 2004 noch mehr als die Hälfte schwer krank war, lag der Anteil im vergangenen Jahr bei 44 Prozent. Von den Fichten ist knapp ein Drittel sehr krank, etwas weniger als ein Jahr zuvor.

Der Zustand des Waldes ist besonders im Saarland deutlich schlechter geworden, aber auch in Baden-Württemberg und Hessen. Eine Besserung macht der Waldschadensbericht in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen aus.

Belastung durch Luftverschmutzung

Insbesondere die Belastung durch die Luftverschmutzung müsse zurückgehen, sagte der Staatssekretär. «Den Schlüssel hierzu sehe ich im rationellen Umang mit Energie.» Dazu könne jeder mit Energie sparenden Autos, Heizungen und bei der Sanierung von Gebäuden beitragen. Der Anteil der Biotreibstoffe soll nach Ansicht des Agrarministeriums weiter steigen. Die Steuerbelastung solle verhältnismäßig gering sein. Die große Koalition erwägt nach Pazioreks Angaben eine Förderung der Wärmeeinspeisung mit Holz.

Die Grünen-Bundestagsfraktion hält einen Umbau des Waldes weg von der Monokultur für sinnvoll. Das müsse in der geplanten Novelle des Bundeswaldgesetzes umgesetzt werden. Die FDP sieht besonders die Bodenversauerung als schwer wiegendes Problem. Nordrhein-Westfalens Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) sagte der dpa, die zu hohen Stickstoff- und Ammoniakeinträge in den Waldboden müssten konsequent gesenkt werden. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt setzt sich für mehr Arbeitsplätze in der Waldbewirtschaftung ein.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sieht den Wald im «Dauerstress» und forderte eine Kehrtwende in der Verkehrspolitik. «Man kann nicht weiter auf Straßenbau setzen», sagte BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt. Das wolle die große Koalition aber mit ihrem Wachstumspaket. Die Verbandschefin rief die Autoindustrie zum Bau Sprit sparender Autos auf. Der Naturschutzbund NABU forderte einen Verzicht auf Kahlschläge und Pflanzenschutzmittel. Der Deutsche Bauernverband verlangte eine stärkere Nutzung von Holz aus heimischen Wäldern.

Die Aktionsgemeinschaft Robin Wood demonstrierte in Berlin mit entnadelten Bäumen und Attrappen von gerupften Hühnern gegen Massentierhaltung. Die größte Belastung durch Stickstoffverbindungen stamme aus der Landwirtschaft, vor allem aus der Tierproduktion. Weitere Umweltorganisationen kritisierten in ihrem alternativen Waldschadensbericht, dass die Schäden des deutschen Papierverbrauchs in anderen Ländern nicht in den Bericht des Agrarministeriums eingehe. (tso/dpa)

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