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Politik: Wallügenerlaubnis

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Na, auch kleine Kinder im Haus? Jeden Sonntag die Sendung mit der Maus gucken?

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Na, auch kleine Kinder im Haus? Jeden Sonntag die Sendung mit der Maus gucken? Dann kennen Sie ja die Sache mit Käpt’n Blaubär und dem Walbetrug. Für die anderen nur rasch zur Erläuterung: Wenn man einem Walfisch dafür, dass er einem den kaputten Einmaster an Land schleppt, eine ganze Flasche Lebertran verspricht und erst hinterher verrät, dass man gar keinen an Bord hat – dann nennt man das einen Walbetrug. Wir erinnern daran aus gegebenem Anlass. In der nächsten Woche will der Deutsche Bundestag bekanntlich einen Untersuchungsausschuss einsetzen. Wenn der fertig ist, wird er wie jeder solche Ausschuss einen dicken Abschlussbericht fertigen. Und er wird darin einen Stapel Empfehlungen geben, wie dem Übel künftig abzuhelfen ist. Wir wollten nur sagen: Die können sich das sparen. Wir haben die Lösung schon.

Es ist ganz einfach. Der Deutsche Bundestag richtet keinen Untersuchungsausschuss ein, sondern einen Ständigen Wallügenausschuss unter Leitung des jeweiligen Präsidenten, aktuell also des Käpt’n Rotbart. Der Ausschuss gibt rechtzeitig vor jeder Wal die im Walkampf zulässige Wallügenerlaubnisquote (WEQ) bekannt. Diese Quote errechnet sich nach einer festen Formel aus der Walbeteiligung bei der vorangegangenen Wal. Die Formel wird so gewält, dass bei steigender Walenthaltung weniger gelogen werden darf, zugleich aber die WEQ den Wert von 50 Prozent auch bei 100-prozentiger Walbeteiligung nicht überschreiten kann. Die WEQ gilt für alle Themengebiete gleichermaßen. Eine Verrechnung etwa einer kompletten Lüge in der Außenpolitik gegen vollständige Ehrlichkeit in Teilbereichen der Arbeitslosenstatistik ist nicht zulässig.

Vier Wochen nach der Wal stellt der Wallügenausschuss in Zusammenarbeit mit dem Walleiter und den Mitgliedern der Bundespressekonferenz die tatsächliche Wallügenquote pro Partei fest. Und dann kommt der Clou: Hat eine Partei die WEQ, überschritten, wird ihr diese Überschreitung in Prozent gemessen vom Walergebnis abgezogen. Wollen wir wetten, das hilft? Wie heißt es nämlich bei Käpt’n Blaubär: Man kann einen Wal ruhig einmal betrügen – aber jeden nur ein Mal.

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