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Politik: Walter-Bau-Mitarbeiter demonstrieren

Rund 1000 Beschäftigte des zusammengebrochenen Walter-Bau-Konzerns haben in Augsburg für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Die Gewerkschaft IG Bau warf dem vorläufigen Insolvenzverwalter Werner Schneider Wortbruch vor. Offenbar sind weitaus mehr Stellen gefährdet als zunächst angenommen.

Augsburg (14.03.2005, 13:48 Uhr) - Die österreichische Strabag, die einen Großteil des Konzerns übernimmt, dementierte einen Kahlschlag. Die Strabag wolle in ihrem Bereich weiter mindestens 3000 Arbeitsplätze erhalten, sagte Finanzvorstand Thomas Birtel der dpa. «Wie die Aussagen zu Stande kommen, dass nur ein Bruchteil dessen gehalten werden kann, was versprochen wurde, kann ich nicht nachvollziehen.»

Dem einst drittgrößten deutschen Baukonzern brechen wegen der ungewissen Lage die Aufträge weg. Die insolvente Walter Bau-AG hat als Herzstück des Konzerns laut Gesamtbetriebsratschef Karl Bauer Aufträge in Höhe von rund 400 Millionen Euro verloren. Vor der Insolvenz habe der Auftragsbestand rund 650 Millionen Euro betragen, jetzt seien davon nur noch rund 250 Millionen übrig, sagte er.

Bauer zeigte sich pessimistisch. «Von den rund 3900 Arbeitsplätzen bei der Walter Bau-AG werden nur noch 700 übrig bleiben.» Insgesamt seien 4000 Arbeitsplätze durch die Insolvenz gefährdet. Dieser «brutale Kahlschlag» sei nicht akzeptabel. Die Beschäftigten würden «in einem europäischen Machtpoker zum Spielball der Banken». Bauer sagte, über eine Beschäftigungsgesellschaft solle den von der Kündigung bedrohten Arbeitern eine Lohnfortzahlung von sechs bis acht Monate gesichert werden.

Die Strabag übernimmt unter anderem den Verkehrswegebau des Walter-Konzerns und Auslands-Aktivitäten in Österreich und anderen Ländern. Dabei wollten die Österreicher laut ersten Ankündigungen 4100 Arbeitsplätze erhalten, das Versprechen wurde aber bereits auf mindestens 3000 Stellen abgeschwächt, darunter sind 800 Jobs bei der Walter Bau-AG und insolventen Töchtern. Wie viele Arbeitsplätze die Betriebsteile, die nun von Strabag übernommen werden, ursprünglich hatten, gab das Unternehmen nicht bekannt. In jedem Fall aber ist davon auszugehen, dass noch weitere Arbeitsplätze erhalten werden können. So wird noch nach einem Käufer für das profitable Tochterunternehmen Dywidag Systems International (DSI) gesucht.

Die Zukunft der Hauptverwaltung in Augsburg, die laut einem Bericht der «Welt» (Montag) geschlossen werden soll, ist ebenfalls offen. Darüber entscheide nicht die Strabag, sagte Finanzvorstand Birtel. «Wir haben nur das operative Geschäft übernommen, keine Verwaltungen.»

Die Strabag mit einer jährlichen Bauleistung von rund 5,6 Milliarden Euro beschäftigt rund 33 000 Mitarbeiter in Österreich, Deutschland und osteuropäischen Ländern. Auf seinem Expansionskurs in Deutschland ist Strabag auch an einer Übernahme des Stuttgarter Züblin-Konzerns interessiert. Die Mehrheit liegt bisher bei der insolventen Walter Bau-AG. Der Bieter-Wettstreit um Züblin könnte sich aber noch einige Zeit hinziehen, da auch die Mitgesellschafter von der Familie Lenz ihr Interesse bekundet haben. «Es ist noch keine Entscheidung gefallen», wurde am Montag in Gläubigerkreisen betont.

48,7 Prozent der Anteile an Züblin sind erstrangig an die BayernLB verpfändet. Daher liegt die Entscheidung zunächst bei der Landesbank. Insolvenzverwalter Werner Schneider würde einen Verkauf an Strabag dem Vernehmen nach unterstützen. Ein Teil des Pakets sei zudem nachrangig an ein Bankenkonsortium verpfändet, bestätigten Finanzkreise einen Bericht der «Süddeutschen Zeitung» (Montag). Dies sei aber nicht ungewöhnlich. (tso)

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