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Politik: Warming up mit George

Bush und Schröder treffen sich schon Mittwochabend in Prag – öffentlich aber erst am Donnerstag

Am Donnerstag ist es so weit. Deutschland blickt nach Prag, wo zwei Menschen sich begegnen werden, von denen es heißt, mit der persönlichen Wertschätzung sei es nicht besonders weit her. George W. Bush und Gerhard Schröder treffen sich bei der Sitzung des Nord-Atlantik-Rats, des höchsten Nato-Gremiums. Wenn am Nachmittag die Vertreter der Beitrittsländer und Kandidaten dazu stoßen, ist das aus deutscher Sicht wichtigste Ereignis bereits Geschichte. Wird Schröder Bush anlächeln? Wird Bush Schröder herzlich die Hand schütteln – oder nur knapp? Wird ein Mikrofon den Smalltalk einfangen? Wird einer der beiden den Mut haben, einen Unterarmgriff oder gar ein Schulterklopfen einzusetzen?

Zeit zur Vorbereitung haben die beiden. Das Protokoll hat den Prager Nato-Gipfel so strukturiert, dass die „unvergiftete“ Atmosphäre zwischen dem deutschen Kanzler und dem US-Präsidenten bereits am Vortag aufgewärmt werden kann. Am Mittwoch abend nämlich spielt Vaclav Havel den Gastgeber bei einem Empfang im Hradschin. Die Prager Burg beherbergt dann Nato-Generalsekretär George Robertson und die 19 Staats- oder Regierungschefs der jetzigen Mitglieder. Von Bush und Schröder wird erwartet, dass beide teilnehmen. Ob Kameras zugelassen sind, wenn es zum ersten Aufeinandertreffen nach der Washingtoner Erregung über Abenteurer-Vorwürfe, Hitler-Vergleiche, angeblich gebrochene deutsche Irak-Zusagen und als peinlich bewertete Berliner Entschuldigungsbriefe kommt, ist fraglich und war am Montag offiziell ungeklärt.

Bush und seine Mannschaft hatten Schröder so verstanden, dass er keinesfalls aktiv gegen einen Irak-Krieg argumentieren wolle – so die US-Lesart der Begegnung beider im Frühsommer. „Wenn ihr das machen müsst, macht es schnell, effektiv und erfolgreich, und eure Kritiker werden Ruhe geben“, soll Schröder Bush versichert haben. So jedenfalls werden die betreffenden Passagen im Protokoll des Weißen Hauses zitiert. Aus dieser Episode stammt der Verrats-Vorwurf gegen Schröder, jener, der offen natürlich nicht geäußert wird.

Offen stellt sich die Frage, was Berlin tut, wenn es zum Krieg kommen sollte. Innenminister Otto Schily wich am Sonntagabend in der ARD von der harten „Ohne uns“-Haltung der Bundesregierung ab und sagte auf eine entsprechende Frage von Ex-US-Botschafter Richard Burt: „Das wird dann zu entscheiden sein, wenn sich die Situation stellt. Dann wird darüber zu reden sein: Wer tut was?“ Am Montag sagte Schilys Sprecherin, ihr Chef habe die „Entscheidung“ über eine deutsche Rolle „klar in die Zukunft verlegt“. Regierungssprecher Bela Anda meinte, an der bekannten Haltung der Regierung habe sich nichts geändert. Die aber lautet, die Entscheidung sei längst gefallen: keine Beteiligung. Am Mittwoch hat Bush die Chance, Schröder zu fragen, was denn nun gilt. Ohne Kameras.

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