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Politik: Was macht die Welt?: 4 Fragen an Josef Joffe

Gerhard Schröder hat letzte Woche den Euro heruntergeredet. Sich selbst auch?

Gerhard Schröder hat letzte Woche den Euro heruntergeredet. Sich selbst auch?

Er hat die Macht des Menschen über das Geld unterschätzt, zumal, wenn der Mensch Gerd heißt. Er sei ganz "happy" über den schwachen Euro, weil der die deutschen Exporte und so die ganze Wirtschaft ankurbele. Prompt begann der Euro auf ein neues Rekordtief zu plumpsen. Warum? In Händler-Kreisen war nun alles klar: "Wenn sogar dem Kanzler der größten EU-Wirtschaftsmacht das Gemeinschaftsgeld egal ist, können wir erst recht gegen den Euro spekulieren." Und die Importpreise steigen, vor allem für Energie. Wieder liegt der Schwefelgeruch der Inflation über Euroland. Die Lösung: Der "Weltstaatsmann des Jahres" muss so lange das Benzin für seinen Dienstwagen selbst bezahlen, bis er lernt, dass Kanzlerworte auf die Goldwaage gehören.

Selten ist die EU sich so einig wie bei der Ablehnung eines Referendums über die EU-Erweiterung. Haben die Politiker Angst vor dem Volk?

Ja, aber in Wahrheit muss sich das Volk vor Vertretern fürchten, welche die Angst packt, wenn sie den Wählern erklären müssen, was richtig und wichtig ist - in diesem Fall die EU-Erweiterung. Die Deutschen müssten es am besten wissen, warum Polen & Co in die EU gehören: damit diese Länder just das Wachstum und die Stabilität genießen können, von denen die vergemeinschaftete Bundesrepublik nach 1945 so glänzend profitiert hat. Außerdem: Wollen die Deutschen das östlichste Grenzland dieser Demokratiezone bleiben? Dringender als ein Erweiterungs-Referendum ist folglich ein Volksvotum über die Politiker, die ihrer ureigenen Aufgabe ausweichen: die Wähler davon zu überzeugen, was in deren bestem Interesse liegt.

Mit dem Palästinenserstaat ist es wie mit Samuel Becketts Godot: Er kommt nicht. Wie oft kann Jassir Arafat die Gründung des Staates Palästina noch vertagen?

Den Staat vertagen ist besser, als ihn sich ganz zu versagen. Wer in dieser angespannten Situation einseitig handelt (indem er etwa den Palästinenserstaat selbst ausruft), wird auf der anderen Seite jene Kräfte ermuntern, die gern aus dem "Bald" ein "Nie" machen wollen. Den Staat können Israelis und Palästinenser nur gemeinsam schaffen. Denn: In dieser Region kann zwar jeder den anderen blockieren, doch ihre Träume (Frieden und Staatlichkeit) können sie nur zusammen verwirklichen. Es ist viel klüger, noch ein paar Mal zusammen nach Godot zu gucken (und in der allgemeinen Langeweile heftig miteinander zu tuscheln), als sich erst zu ohrfeigen und anschließend die Bühne zu zertrümmern.

Ein Wort zum deutschen Außenminister ...

Fischer will derzeit das Auswärtige Amt von Grund auf reformieren, um aus ehrwürdigen Botschaftern PR-Agenten, Wirtschaftsexperten und Menschenfischer zu machen. Das wird ihm so schnell gelingen wie seiner Partei der Ausstieg aus der Kernenergie. Wer in den Diplomatischen Dienst geht, will nicht Handlungsreisender mit Auslandszulage werden. Außerdem muss Fischer aufpassen, dass er sich nicht zusammen mit seinem Amt wegreformiert. Wer über das neue Ziel mit Durchblick und Scharfsinn nachdenkt, würde ein Drittel des AA dem Wirtschaftsministerium zugeschlagen, das zweite dem Finanzressort und das dritte dem Kulturminister Naumann. Und wer stempelt dann die Visa in die Pässe?

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