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Politik: Was macht die Welt?: Kleines Nachgrollen, schnelle Neutronen, Reiz der Größe

Europa erwägt Sanktionen gegen Israel. Wird das Ariel Scharon beeindrucken?

Europa erwägt Sanktionen gegen Israel. Wird das Ariel Scharon beeindrucken?

Die EU wird sich hüten, Sanktionen gegen Israel zu verhängen; dann wäre ihre Glaubwürdigkeit als Vermittler vollends dahin. Tatsächlich hat die EU (nur) genau die Sprache benutzt wie die USA: "übertrieben und unangemessen" sei der israelischen Einmarsch in den Gazastreifen gewesen. Kaum war das Grollen aus Washington erklungen, da zogen sich die Israelis schon wieder zurück. Mit diesem Hin und Her hat Scharon just das Gegenteil von dem demonstriert, was er Arafat signalisieren wollten, nämlich Entschlossenheit und Nachhaltigkeit.

Vor 15 Jahren kam es in Tschernobyl zum GAU. Ist die Atomenergie sicherer geworden?

Es hat seitdem keinen Atomunfall mehr gegeben, der auch nur im Entferntesten mit Tschernobyl zu vergleichen gewesen wäre. Tschernobyl war ein Sonderfall, handelte es sich doch bei den Katastrophen-Blöcken um graphitmoderierte RMBK-Reaktoren, die inhärent instabil sind. Beschleunigt sich die Kettenreaktion in einem RMBK, wird er heißer und gefährlicher. Der typische westliche Druckwasser-Reaktor ist inhärent stabil: Je schneller der Neutronen-Flux, desto heftiger wird dieser abgebremst. Je mehr wir dem Osten helfen, seine KKWs vom Typ Tschernobyl durch westliche zu ersetzen, desto mehr helfen wir uns selbst - unseren Exporteuren und unserer Sicherheit.

Die EU begründet ihre Erweiterung, so werde Europa zum größten Wirtschaftsblock der Welt. Nun kontern Nord- und Südamerika mit einer Freihandelszone von Alaska bis Feuerland. Kann das bei dem Wirtschaftsgefälle funktionieren?

Nafta, die Freihandelszone zwischen den USA, Mexiko und Kanada, hat schon mal ganz gut funktioniert: Im vorigen Jahrzehnt ist der Handel unter den Dreien um jährlich 7 Prozent gewachsen, schneller als im Weltdurchschnitt. Das Problem ist nicht das "Wirtschaftsgefälle", sondern der Protektionismus der relativ höchstentwickelten Hauptmächte: im Norden der USA, im Süden Brasiliens. Washington schützt den Agrar-, Stahl- und Textilsektor, Brasilia fast alles. Aber unter dem Druck der Nachbarn beginnen die Protektionisten in Brasilien zu wanken: Alle Lateinamerikaner wollen Zugang zum amerikanischen Markt, dem reichsten und größten der Welt. Dennoch: Echter Freihandel wird so lange warten müssen wie einst in der EU: 20 bis 30 Jahre.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik ...

Die deutsche macht gerade eine Pause, unser aller Kanzler hat derzeit andere Sorgen: die hinkende Konjunktur, die hartnäckige Arbeitslosigkeit, das wachsende Haushaltsdefizit. Jetzt rächt es sich, dass der "Reformkanzler" nach einem kühnen ersten Akt alle Viere von sich gestreckt, nur die Steuern und Renten, nicht aber den überregulierten, mithin jobvernichtenden Arbeitsmarkt angepackt hat. Bricht die Konjunktur wirklich weg, wird die Opposition 2002 zum Angstgegner.

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