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Washington

© AFP

Washington: Atomgipfel soll Welt sicherer machen

US-Präsident Barack Obama lädt zur Atomkonferenz nach Washington. Im Mittelpunkt steht die Furcht, dass Terroristen Nuklearmaterial in die Hände fallen könnte.

Die wachsende Sorge vor einem Terroranschlag mit einer „schmutzigen Bombe“ steht im Mittelpunkt eines Gipfels, zu dem US-Präsident Barack Obama die Staats- und Regierungschefs von 47 Staaten für diesen Montag und Dienstag nach Washington eingeladen hat. Das Ziel ist eine bessere Kontrolle allen spaltbaren Materials weltweit. Der Gipfel soll das Bewusstsein für die katastrophalen Folgen schärfen, falls auch nur kleine Mengen spaltbaren Materials in falsche Hände geraten. Alle Staaten, die die Atomkraft für zivile oder militärische Zwecke nutzen, sollen bessere Sicherheitsmaßnahmen versprechen. Diese Verpflichtung soll im Abschlussdokument stehen.

Der Gipfel gehört zu einer Reihe von Initiativen und Konferenzen, die die Menge dieser potenziell tödlichen Materialien reduzieren und ihre Verwahrung sicherer machen sollen, um die Gefahr zu verringern, dass sie durch Diebstahl oder illegale Verkäufe in die Hände von Terrorgruppen gelangen. Obama hat diese Bemühungen zu einem Schwerpunkt seiner Amtszeit gemacht. Es war einer der Gründe, warum er 2009 den Friedensnobelpreis bekam. Die USA und Russland haben gerade einen neuen Start-Vertrag über die Reduzierung ihrer strategischen Atomwaffen um ein Drittel unterzeichnet. In der neuen Nukleardoktrin haben die USA den möglichen Gebrauch ihrer Atomwaffen eingeschränkt und die Entwicklung neuer Sprengköpfe sowie bunkerbrechender Bomben gestoppt.

Im Mai steht die Überprüfungskonferenz der Vereinten Nationen zum Atomsperrvertrag an, der verhindern soll, dass sich neben den bekannten Atomwaffenstaaten weitere Länder solche Waffen verschaffen. Die Überprüfungskonferenz 2005 galt als Fehlschlag, unter anderem, weil die Atommächte keine Einschränkungen ihres Umgangs mit Waffen und Sprengköpfen zugestanden. Nach Meinung deutscher Experten hat das ein Klima geschaffen, in dem Staaten wie Nordkorea und der Iran unter Umgehung des Sperrvertrags nach Atomwaffen streben können, ohne dass die übrige Welt ihnen geschlossen entgegentritt.

Nach einer Aufstellung der „Washington Post“ gibt es mehr als 20 000 Atomsprengköpfe auf der Welt. Den Großteil haben Russland (12 000) und die USA (9400); es folgen Frankreich (300), China (240), Großbritannien (185), Israel (80), Pakistan (70 bis 90), Indien (60 bis 80) und Nordkorea (weniger als zehn). Im Fall Russlands gibt es Zweifel, wie sicher die Sprengköpfe verwahrt werden und ob in den Turbulenzen während des Zerfalls der Sowjetunion bereits Nuklearmaterial entwendet wurde. Im Fall Pakistans gibt es Bedenken, dass die Atomarsenale bei einem Umsturz an Islamisten gelangen oder Atomwissenschaftler mit Islamisten zusammenarbeiten.

Obamas Gipfel konzentriert sich auf die Sicherung des Nuklearmaterials für zivile Zwecke. Mehrere Staaten, darunter Frankreich, Großbritannien, Japan und Russland, produzieren und lagern Plutonium. Die weltweiten Plutoniumvorräte für zivile und militärische Zwecke werden auf 250 Tonnen geschätzt – genug, um zehntausende Atombomben zu bauen. In der Atomindustrie werden zudem jährlich rund 4000 Kilogramm hoch angereichertes Uran verbraucht. Bereits geringe Menge davon genügen für den Bau einer „schmutzigen Bombe“.

Eingeladen hat Obama Länder, die Nuklearmaterial für medizinische Forschungszwecke, die Atomkraft oder Waffen verwenden und das internationale Kontrollregime einhalten. Nicht eingeladen sind der Iran, Nordkorea, Syrien und Weißrussland, weil sie sich den Kontrollen widersetzen. Für Deutschland nimmt Kanzlerin Angela Merkel teil.

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