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Wasser: Der Stoff zukünftiger Kriege

Die einen verschwenden es, andere haben keinen Zugang dazu. Trinkwasser wird nach Expertenmeinung zur umkämpften Ressource werden. Nun gibt es die Forderung nach einem Grundrecht auf sauberes Wasser.

Mexiko-Stadt - Der Präsident des Weltwasserrates, der Franzose Loïc Fauchon, hat zum Abschluss des IV. Weltwasserforums in Mexiko-Stadt dazu aufgerufen, den Zugang zu sauberem Wasser als ein Grundrecht aller Menschen anzuerkennen. Er wandte sich dabei an die Minister von mehr als 120 Staaten, die seit Dienstag an einer Erklärung über die Zukunft der weltweiten Wasserversorgung arbeiteten. Diese sollte am Mittwoch, dem Tag des Wassers, veröffentlicht werden. Weltweit fehle mehr als einer Milliarde Menschen der Zugang zu sauberem Trinkwasser und etwa zweieinhalb Milliarden seien an keine Abwasserentsorgung angeschlossen, betonte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Gedenktages.

Angesichts des ungebremsten Wachstums der Weltbevölkerung und des oft verschwenderischen Umgangs mit den begrenzten Rohstoffen hatten zahlreiche Teilnehmer zu einem sparsamen Umgang mit Wasser aufgerufen. Der mexikanische Nobelpreisträger Mario José Molina appellierte an die Verantwortlichen in der Welt, umzudenken und die Natur zu schonen. Das Jahr 2005 sei das heißeste seit 1000 Jahren gewesen, sagte Molina am Dienstag beim Weltwasserforum. Dies sei vor allem auf den zerstörerischen Umgang des Menschen mit der Umwelt in den vergangenen 50 Jahren zurückzuführen. Molina hatte 1995 zusammen mit den Chemikern Frank Sherwood Rowland aus den USA und dem Niederländer Paul Crutzen den Chemie-Nobelpreis für die Erforschung der Zerstörung der Ozonschicht erhalten.

Wirtschaftsgut oder Grundrecht?

Die seit dem vergangenen Donnerstag in Mexiko-Stadt tagende Veranstaltung wurde vor allem bestimmt von der Frage, ob Wasser ein Wirtschaftsgut oder ob der Zugang zu der Ressource ein Grundrecht sei. Bolivien und Venezuela hatten am Wochenende damit gedroht, die Ministererklärung nicht zu unterzeichnen, wenn dort nicht eindeutig festgeschrieben sei, dass der Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht sei.

In zahlreichen Diskussionsrunden hatten die rund 13 000 Politiker, Wissenschaftler und Fachleute aus allen Teilen der Welt ein düsteres Bild von der Lage rund um die Versorgung der Weltbevölkerung mit Wasser gezeichnet. Allein für Süd- und Südostasien seien Investitionen von 60 Milliarden US-Dollar (49,7 Milliarden Euro) erforderlich, hieß es in einem Thesenpapier des Forums. Für Afrika wurde ein Betrag von 20 Milliarden US-Dollar genannt.

UN-Generalsekretär Kofi Annan plädierte anlässlich des Weltwassertages für eine gerechtere Verteilung des Wassers. Nach UN- Angaben sterben in Entwicklungsländern täglich 6000 Menschen, darunter 4000 Kinder, weil sie verschmutztes Wasser getrunken haben. Am Rande der Tagung wurden Stimmen laut, die vor Katastrophen und Kriegen um Wasser in der Zukunft warnten.

Wassersparen dringend notwendig

Der Chef des UN-Umweltprogramms UNEP, Klaus Töpfer, rief zu einer sinnvolleren und sparsameren Nutzung der Wasservorräte auf. Im rbb- Inforadio sagte Töpfer am Mittwoch, auch in Europa seien Klimaveränderungen und damit eine veränderte Verfügbarkeit von Wasser bereits zu spüren. So gebe es etwa zunehmende Wüstenbildung im Süden Europas. Deshalb seien «neue Techniken zum Wassersparen dringend notwendig und zudem ein großartiges Exportprodukt», sagte Töpfer.

Der in Marseille beheimatete Weltwasserrat organisiert alle drei Jahre ein internationales Forum zum Thema Wasser. Die Foren, bei denen Politiker, Experten und Wissenschaftler nach Lösungen für die sich zuspitzenden Probleme der Wasserversorgung suchen, gelten derzeit als die wichtigsten Veranstaltungen zum Thema. Tagungsorte waren Marokko (1997), Den Haag (2000) und Kyoto (2003). (tso/dpa)

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