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Kajo Wasserhövel

© dpa

Wasserhövel-Berufung: Müntefering begleicht eine offene Rechnung

Die Personalrochade bei der SPD geht weiter. Kajo Wasserhövel, Staatssekretär im Arbeitsministerium und Vertrauter Münteferings, soll Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfmanager werden. Es ist eine klare Absage an Generalsekretär Hubertus Heil, in dessen Aufgabenbereich der Wahlkampf eigentlich fällt.

Bereits zwei Tage nach dem Führungswechsel hat die SPD-Spitze personelle Weichen für den Bundestagswahlkampf gestellt. Kajo Wasserhövel, enger Vertrauter des designierten Parteichefs Franz Müntefering, wurde am Dienstag zum Wahlkampfmanager und neuen Bundesgeschäftsführer berufen. Der 46-Jährige bisherige Arbeits-Staatssekretär hatte bereits gemeinsam mit Müntefering die erfolgreichen SPD-Wahlkämpfe 2002 und 2005 organisiert.

Der bisherige Bundesgeschäftsführer Martin Gorholt scheidet aus. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, der eigentlich für die Wahlkampfleitung zuständig ist, wird nach eigenen Angaben Wasserhövel diese Aufgabe für die Zeit des Wahlkampfs überlassen.

Personalie ist Begleichung einer offenen Rechnung

Der am Niederrhein aufgewachsene Wasserhövel war bereits von 2004 bis 2005 Bundesgeschäftsführer in der Berliner SPD-Zentrale. Er arbeitet im Hintergrund, und zwar am liebsten in dem von Franz Müntefering: Kajo Wasserhövel ist der langjährige Vertraute des früheren und künftigen SPD-Chefs. Dass der 46-Jährige nun die erste Personalentscheidung der neuen Parteispitze ist, dürfte auch die Begleichung einer offenen Rechnung aus dem Herbst 2005 sein.

Der Versuch, Wasserhövel als neuen Generalsekretär durchzusetzen, führte damals zum Rücktritt von Müntefering als Parteichef. Die Parteilinke favorisierte für diese Position Andrea Nahles. Der Parteivorstand sprach sich mit klarer Mehrheit gegen Wasserhövel und für die Parteilinke Nahles aus. Daraufhin erklärte Müntefering seinen Rücktritt. Zusammen mit ihm wechselte sein Vertrauter ins Arbeitsministerium. Er blieb auch auf dem Posten, als Müntefering im November 2007 von seinen Ämtern als Minister und Vizekanzler zurücktrat. Unter dem neuen Arbeitsminister Olaf Scholz verantwortet Wasserhövel als Staatssekretär derzeit Bereiche wie Grundsatzfragen, europäische Beschäftigungs- und Sozialpolitik oder Personal und Haushalt.

"Unauffälliger Organisator der Macht"

Wasserhövel gilt als typischer "Spin Doctor", der im Hintergrund die Fäden zieht und dafür sorgt, allem die richtige Richtung zu geben. Er ist oft dabei, fällt aber selten auf. Als "Schweiger" oder als "unauffälliger Organisator der Macht" wird er beschrieben. Zweifel an seiner Loyalität gab es nie. Gegen ihn spricht, dass er sich bislang hauptsächlich als "Apparatschik" profiliert hat, als ausgezeichneter Organisator, aber eigentlich nicht als Politiker.

Als nun wieder ins Amt gehobener Bundesgeschäftsführer wird Wasserhövel auch den SPD-Wahlkampf für die anstehende Bundestagswahl am 27. September 2009 organisieren. Dass sich das SPD-Tief in den vergangenen Monaten in Richtung Abgrund fortentwickelte, macht diese anstehende Aufgabe umso anspruchsvoller. Wasserhövel hatte sich in den vergangenen Monaten intensiv um ein Bundestagsmandat bemüht. Dem Vernehmen nach wollte er im Berlin Wahlkreis Treptow-Köpenick gegen den Links-Fraktionschef Gregor Gysi antreten. (nis/AFP/dpa)

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