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Wegen Mordes an Zivilisten: US-Soldat muss für 24 Jahre ins Gefängnis

Nach dem Geständnis vom Mittwoch hat ein US-Militärgericht den Soldaten Jeremy Morlock wegen Mordes verurteilt. Zusammen mit vier Kameraden hatte er im Afghanistan-Krieg Jagd auf Einheimische gemacht.

Wegen der gezielten Ermordung von Zivilisten in Afghanistan hat ein US-Militärgericht einen Soldaten zu 24 Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte Jeremy Morlock hatte am Mittwoch (Ortszeit) vor dem Tribunal auf dem Stützpunkt Lewis-McChord im Bundesstaat Washington gestanden, mit vier Kameraden während des Einsatzes in Afghanistan ein „Todeskommando“ gebildet und Jagd auf Einheimische gemacht zu haben.

Die Anklage hatte dem Soldaten zur Last gelegt, aus reiner Mordlust getötet zu haben. Auf die Frage von Militärrichter Kwasi Hawks nach den Motiven entgegnete Morlock: „Der Plan war, Menschen zu töten.“ Morlock erklärte vor dem Militärgericht: „Ich wusste, dass das, was ich tat, falsch war.“ Der 23 Jahre alte Morlock ist das erste Mitglied des sogenannten „Kill Teams“, das wegen der Ermordung von Zivilisten verurteilt wird.

Nach Darstellung Morlocks hatte er sich im November 2009 mit einigen anderen Soldaten verschworen, um Afghanen ins Visier zu nehmen. Im Januar 2010 hätten sie dann den ersten Zivilisten getötet: Als ihnen bei einem Patrouillengang ein Afghane entgegengekommen sei, hätten sie das Feuer aus Maschinengewehren eröffnet, der Mann sei im Kugelhagel gestorben. Insgesamt räumte Morlock eine Mitschuld am Tod von drei Menschen in Afghanistan ein. Lebenslange Haft blieb ihm erspart, weil er sich der Anklage als Zeuge gegen die vier mitangeklagten Soldaten zur Verfügung gestellt hatte. Nach Angaben seines Anwalts kann er frühestens nach sieben Jahren begnadigt werden. Aus der Armee wird er unehrenhaft entlassen.

In den Ermittlungen waren grausige Details ans Licht gekommen. Die Soldaten behielten Gebeine ihrer Opfer als Trophäen. Morlock selbst führte Ermittler an einen Ort, wo die Gruppe abgetrennte Finger aufbewahrt hatte. Zudem schossen sie Fotos von sich und ihren Opfern. Das Magazin „Der Spiegel“ hatte vor wenigen Tagen einige der Fotos veröffentlicht, woraufhin sich die US-Armee öffentlich für das Fehlverhalten ihrer Soldaten entschuldigte: Die Bilder seien „abstoßend“ und widersprächen „den Standards und Werten der US-Armee“. Auf einem Foto beugt sich Morlock lachend über eine blutverschmierte Leiche und zieht deren Kopf an den Haaren hoch in die Kamera. Ähnliche Trophäenfotos aus dem irakischen Gefängnis Abu Ghraib hatten 2004 weltweit Empörung ausgelöst.

Die Soldaten hatten nach Morlocks Darstellung versucht, ihre Taten als Notwehr zu tarnen. Es habe so aussehen sollen, als hätten die Einheimischen sie angegriffen. Der Anklage zufolge soll die Gruppe zudem Drogen konsumiert und einen anderen US-Soldaten verprügelt haben, als der sie anzeigen wollte.

Die Verfahren gegen die vier weiteren Angeklagten stehen noch aus. Nach Morlocks Darstellung war der ebenfalls angeklagte Feldwebel Calvon Gibbs der Anstifter und Kopf der Gruppe. Dessen Anwälte bestreiten diese Darstellung. Morlocks Anwalt hatte erklärt, sein Mandant habe während der Taten unter Drogen gestanden. Dem widersprach Morlock allerdings selbst. (AFP/rtr)

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