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Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), hatte schon im letzten Wehrbericht mehr Personal für die Bundeswehr angemahnt.

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Wehrbeauftragter zu Personalaufstockung bei der der Bundeswehr: „Ob das ausreicht, muss sich zeigen“

Hans-Peter Bartels (SPD), der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, begrüßt die Ankündigung von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU), die Bundeswehr personell aufzustocken. Er sieht aber weiteren Personalbedarf.

Herr Bartels, Sie hatten im letzten Wehrbericht die Personalsituation bei der Bundeswehr massiv kritisiert. Nun soll die Truppe tatsächlich vergrößert werden. Löst das die Probleme?
Es ist gut und richtig, dass die Ministerin reale Problemanalysen ernst nimmt und darauf reagiert. Richtig ist auch, dass nicht nur bei den Soldaten, sondern auch bei den Zivilangestellten aufgestockt werden soll. Denn auch hier gibt es genauso große Engpässe. Ob die nun genannten Personalzahlen ausreichen, wird sich aber erst noch zeigen müssen. In diesem Jahr wird die Arbeitszeit der Soldaten erstmals gesetzlich begrenzt. Das könnte weiteren Personalbedarf nach sich ziehen.
Wo sehen Sie den größten Bedarf?
Einige Truppenteile sind derzeit extrem unterbesetzt. Beispielsweise die Flugabwehr oder Luftbildauswertung. Hier verfügt die Bundeswehr lediglich über eine einzige Staffel, die mit Afghanistan, der Türkei und demnächst Mali drei Einsätze abdecken muss. Auch die Marine ist teilweise über dem zumutbaren Limit belastet. Das macht deutlich: Durch die Aufstockung wird zunächst einmal die Durchhaltefähigkeit der Truppe verbessert. Hinzu kommen neue Aufgaben, wie etwa die Cyberabwehr. Dafür braucht die Bundeswehr Spezialisten.
Ist die Bundeswehr denn ein attraktiver Arbeitgeber?
Die Attraktivität etwa für pendelnde Soldaten ist nach den angekündigten Investitionen bei Ausrüstung und Personal die nächste Baustelle. Mehr als 40 Prozent der Soldaten sind Wochenendpendler. Viele bekommen jedoch kein Trennungsgeld und wünschen sich Unterkunftsmöglichkeiten in den Kasernen. Auch deshalb brauchen wir dringend Investitionen in die Infrastruktur.
Große Hoffnungen ruhen auch auf Frauen. Doch die verlassen die Bundeswehr schnell wieder. Woran liegt das?
25 Prozent der Bewerber bei der Bundeswehr sind inzwischen Frauen. Das ist positiv. Aber zu wenige entscheiden sich später, Berufssoldat zu werden. Aus Gesprächen weiß ich, dass viele glauben, den Job nicht mit einer Familie vereinbaren zu können. Die Bundeswehr muss also noch familienfreundlicher werden. Denn wir brauchen die Frauen.

Hans-Peter Bartels ist seit einem Jahr Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages. Der SPD-Politiker war zuvor Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses.

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