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Welt-Klimarat: Forscher prophezeien Artensterben

Der Welt-Klimarat hat düstere Prognosen über das Ausmaß der Erderwärmung abgegeben: Selbst wenn der Ausstoß von Treibhausgasen strikt reduziert werde, stiegen die Temperaturen in den kommenden Jahrzehnten weiter an.

Brüssel - Das geht aus dem Entwurf für den zweiten Teil ihrer Klimastudie hervor, über den rund 400 Spitzenforscher des Uno-Gremiums seit Montag in Brüssel hinter verschlossenen Türen beraten. "Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind drastischer als je zuvor", sagte Catherine Pearce von der Umweltschutz-Organisation "Friends of the Earth". Am Freitag wollen die Forscher eine Zusammenfassung ihrer Erkenntnisse präsentieren.

In dem rund 1400-seitigen Berichtsentwurf, der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, entwerfen die Klima-Experten dramatische Szenarien: Bis 2080 werden demnach bis zu 3,2 Milliarden Menschen unter Wasserknappheit leiden und bis zu 600 Millionen von Hunger bedroht sein. Jährlich könnten zudem Millionen weitere Menschen von Überflutungen betroffen sein. Hunderte Millionen Menschen wären beispielsweise an Dutzenden Flussdeltas wie etwa am Nil von stetig steigenden Wasserständen bedroht. Auch Tropenkrankheiten dürften sich stärker ausbreiten als bisher.

"Unpopuläre Maßnahmen"

Der Entwurf sagt auch ein großes Artensterben voraus - bei einem weltweiten Temperaturanstieg um bis zu 2,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts seien bis zu 30 Prozent der Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht, heißt es in dem Entwurf. Bei einer Erwärmung um bis zu vier Grad dagegen "könnten sich nur noch wenige Ökosysteme anpassen". Der belgische Regierungschef Guy Verhofstadt forderte zum Auftakt der Veranstaltung "unpopuläre Maßnahmen in allen Ländern". Es könne nicht weitergehen wie bisher.

Naturschützer warnten davor, den Klimawandel nur als ein zukünftiges Phänomen zu sehen: "Schon heute sind wir zunehmend von den vernichtenden Folgen des Klimawandels betroffen", sagt Lara Hansen, Chef-Klimaforscherin bei der Naturschutz-Organisation WWF: "Waldbrände, Korallenbleiche, Missernten und Artensterben sind Vorzeichen der noch schlimmeren Dinge, die kommen werden." Pearce von "Friends of the Earth" ergänzte: "Die Ärmsten der Welt trifft es am härtesten."

Forscher wollen Lösungsansätze aufzeigen

Mit den dramatischen Ergebnissen seines ersten Berichts, der im Februar in Paris vorgestellt wurde, hatte der Welt-Klimarat international Bestürzung ausgelöst: Der Bericht sagt einen durchschnittlichen Temperaturanstieg von bis zu 6,4 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts vorher. Den dritten und letzten Teil ihrer Welt-Klimastudie wollen die Forscher Anfang Mai präsentieren. Dann wollen sie Lösungsvorschläge unterbreiten, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Das 1988 von den Vereinten Nationen geschaffene Welt-Klimarat trägt alle fünf bis sechs Jahre internationale Erkenntnisse zu Klimawandel und Erderwärmung zusammen, seine Berichte sollen den Regierungen als Leitfaden bei der Klimapolitik dienen. Der aktuelle Weltklimabericht ist der vierte seiner Art. (tso/AFP)

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