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Weltbank-Chef: Wolfowitz tritt zurück

Wochenlang war er kritisiert worden, weil er seine Freundin befördert hatte, wochenlang hatte er um seinen Posten gekämpft. Jetzt hat Paul Wolfowitz seinen Rücktritt als Weltbankpräsident für Ende Juni angekündigt.

Washington - "Ich kündige heute an, dass ich als Präsident der Weltbank zum 30. Juni zurücktrete", hieß es in einer von ihm verbreiteten Mitteilung. Das Weltbank-Direktorium hatte zuvor drei Tage über Wolfowitz' Zukunft beraten. Das 24-köpfige Gremium teilte anschließend mit, es akzeptiere den Rücktritt. Beide Seiten hätten Fehler gemacht. US-Präsident George W. Bush bedauerte den Rücktritt und kündigte an, in Kürze einen Nachfolger zu benennen.

Der Rücktritt sei im besten Interesse für die Weltbank, sagte der 63-jährige Wolfowitz weiter. Jetzt müsse es eine neue Führung geben. Er habe "moralisch und in gutem Glauben gehandelt" und das getan, was seiner Meinung nach das Beste für die Institution sei. Wolfowitz hatte in den vergangenen Wochen und Tagen hart um sein Amt gekämpft.

60.000 Dollar für die Freundin

Das Weltbank-Direktorium benutzte in seiner Mitteilung ähnliche Formulierungen wie der frühere US-Vizeverteidigungsminister. Es akzeptiere den Rücktritt, der "moralisch und in gutem Glauben erfolgt sei", um bestmöglich für die Organisation zu handeln. Seit Wolfowitz vor zwei Jahren das Amt übernahm, habe er unter anderem Erfolge beim Schuldenerlass und bei der Bekämpfung der Vogelgrippe vorweisen können. Es sei bedauerlich, dass diese Erfolge durch die "Vorfälle" überschattet wurden, hieß es weiter.

Ein vom Direktorium eingesetzter Untersuchungsausschuss war Anfang der Woche zu dem Ergebnis gekommen, dass Wolfowitz mit einer Gehaltserhöhung für seine Lebensgefährtin gegen die Regeln der Weltbank verstoßen habe. Der 63-Jährige hatte seiner ebenfalls bei der Weltbank beschäftigten Lebensgefährtin Shaha Riza bei seinem Amtsantritt 2005 eine Gehaltserhöhung von 60.000 Dollar (rund 44. 000 Euro) im Jahr sowie einen Beförderungsanspruch bewilligt. Gemäß den Regeln der Weltbank musste Riza einen anderen Posten übernehmen; sie wurde ins US-Außenministerium versetzt, aber weiterhin von der Weltbank bezahlt. Die Affäre wurde vor sechs Wochen öffentlich.

"Bush akzeptiert widerstrebend die Entscheidung"

Das Weiße Haus bedauerte die Umstände, die Wolfowitz gezwungen hätten, zurückzutreten und kündigte an, in Kürze einen Nachfolger zu benennen, um eine geregelte Übergabe zu ermöglichen. "Wir hätten es vorgezogen, dass Wolfowitz in der Bank bleibt, aber Präsident George W. Bush akzeptiert widerstrebend die Entscheidung", hieß es in einer Mitteilung. Bush war zuvor von seiner Forderung nach einem Verbleib von Wolfowitz vorsichtig abgerückt. Er würdigte zwar dessen Leistungen, sagte aber auch, Wolfowitz werde das tun, "was am besten für die Bank" sei. Bei dem Nachfolger von Wolfowitz wird es sich traditionell um eine US-Amerikaner handeln.

Demnach wird Wolfowitz auch nicht an dem G-8-Finanzministertreffen an diesem Wochenende in Potsdam teilnehmen, wie es im Umfeld der Weltbank hieß. Die internationale Hilfsorganisation Oxfam forderte, der nächste Weltbank-Präsident müsse in einer "anständigen und nachvollziehbaren" Weise ernannt werden. "Die USA und die anderen reichen Ländern müssen jetzt zeigen, dass sie es ernst meinen mit einer verantwortungsbewussten Führung der Weltbank", sagte Bernice Romero von Oxfam. (tso/AFP)

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