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Weltbank: China steigt in Kreis der einflussreichsten Länder auf

Die Entwicklungs- und Schwellenländer haben in der Weltbank künftig knapp 50 Prozent des Stimmgewichts. Vor allem China bekommt ein stärkeres Mitspracherecht. Dennoch fühlen sich die Schwellenländer benachteiligt.

Die Mitglieder der Weltbank haben sich darauf geeinigt, Schwellenländern künftig mehr Mitsprache einzuräumen. Die 186 Mitglieder stimmten am Sonntag in Washington dafür, dass die Schwellenländer künftig 3,13 Prozent mehr Stimmgewicht als bislang erhalten. China machte die Reform zum einflussreichsten Weltbank-Mitglied hinter den USA und Japan.

Die Schwellen- und Entwicklungsländer haben künftig insgesamt ein Stimmgewicht von 47,19 Prozent. Weltbank-Präsident Robert Zoellick würdigte die Entscheidung als „einen sehr guten Tag für den Multilateralismus“. US-Finanzminister Timothy Geithner sagte, die neue Formel werde „das Gewicht der Entwicklungs- und Schwellenländer besser widerspiegeln“ und gleichzeitig die Stimme der „kleinsten und ärmsten Länder“ schützen.

Brasiliens Finanzminister Guido Mantega kritisierte dagegen, dass die Schwellenländer gemessen an ihrer weltökonomischen Rolle weiterhin „erheblich unterrepräsentiert“ seien. Neben China profitierten auch Brasilien und Indien von der Reform. Der Ko-Direktor des Center for Economic Policy and Research in Washington, Mark Weisbrot, sagte AFP, trotz der Reformen hätten die Schwellen- und Entwicklungsländer jedoch auch weiterhin keine „maßgebliche Stimme“.

Japan büßte am meisten Mitsprache ein, bleibt aber nach den USA das Land mit dem zweitgrößten Einfluss in der Weltbank. Auch die Europäer, darunter Deutschland, gaben Einfluss ab. Die USA haben künftig ein Stimmgewicht von 15,85 Prozent, Japan kommt auf 6,84 Prozent. China verfügt künftig über 4,42 Prozent der Stimmen, was einem Zugewinn von 60 Prozent entspricht.

Tokio habe die Reform akzeptiert, erklärte Finanzminister Rintaro Tamaki. Chinas Finanzminister Xie Xuren begrüßte sie als „wichtigen Schritt“ hin zu einem ausgeglichenen Stimmengewicht. Es sei jedoch nur ein Schritt in einem Prozess. 2015 will die Weltbank über eine weitere Reform entscheiden.

Außerdem beschloss die Weltbank am Sonntag eine Kapitalerhöhung von 5,1 Milliarden Dollar (rund 3,8 Milliarden Euro), um eine steigende Kreditvergabe angesichts der globalen Finanzkrise finanzieren zu können. Es ist die erste Kapitalerhöhung nach mehr als 20 Jahren. Mehr als die Hälfte des frischen Geldes kommen von den Entwicklungsländern.

Zuvor hatte Zoellick bereits angekündigt, dass das Frühjahrstreffen der Weltbank einen Wendepunkt markieren werde. „Die ökonomischen und politischen tektonischen Platten verschieben sich“, sagte Zoellick. „Wir können uns mit ihnen verschieben.“ Bereits bei ihrer Jahrestagung in Istanbul im vergangenen Jahr hatten sich die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) verpflichtet, das Mitspracherecht der Schwellenländer zu stärken. (sf/AFP)

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